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Brandenburg: „Die Kirche hat ohne mein Wissen ermittelt“

Die EKD hat den Generalsuperintendenten Rolf Wischnath wegen des Verdachts auf Stasi-Tätigkeit überprüft. Der fühlt sich hintergangen

Die Evangelische Kirche BerlinBrandenburg hat den Cottbuser Generalsuperintendenten Rolf Wischnath auf eine mögliche Verbindung zum DDR-Ministerium für Staatssicherheit überprüfen lassen. Den entsprechenden „Spiegel“-Bericht bestätigte Landesbischof Wolfgang Huber bereits am Sonnabend. Er teilte jedoch mit, dass man keine Hinweise auf eine Stasi-Tätigkeit Wischnaths gefunden habe. Im Übrigen sei die Überprüfung „gemeinsam mit dem Betroffenen“ erfolgt. Dieser Darstellung widersprach Rolf Wischnath am Sonntag vehement.

Herr Wischnath, im Fernsehen haben Sie am Sonnabend gesagt, dass die Frage „Waren Sie IM?“ rechtsstaatswidrig sei. Warum?

Ich habe gesagt, sie sei in der Situation, in die man mich gebracht hat, eine Unverschämtheit. Es ist so, als wenn der Lehrer eine Schülerin vor der Klasse fragt: „Ist dein Vater alkoholabhängig?“ Die Frage nach mir als IM setzt angesichts der entfachten Verdächtigungen die Möglichkeit voraus, ich könnte es gewesen sein. Und genauso hat mich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg (EKiBB) über einen langen Zeitraum behandelt.

Wann haben Sie erfahren, dass die Evangelische Kirche Hinweisen auf eine Stasi-Tätigkeit Ihrerseits nachgeht?

Im September letzten Jahres habe ich erstmals davon gehört, im Januar habe ich es erfahren und darüber gelesen.

In einer Stellungnahme von Bischof Wolfgang Huber heißt es, die Kirchenleitung sei den Vorwürfen „gemeinsam mit dem Betroffenen“, also Ihnen, nachgegangen. Stimmt das?

EKD und EKiBB sind diesen Vorwürfen nachgegangen, lange bevor sie mich davon in Kenntnis gesetzt oder gar in die „Überprüfungen“ mit einbezogen hätten. Die konkreten Verdächtigungen sind mir erst am 22. Januar dieses Jahres zu Gesicht gekommen – in Form einer Materialsammlung.

Haben Sie bei der Klärung des Falls geholfen?

Ich habe der EKiBB im Oktober alle mir zur Verfügung stehenden Unterlagen über die innerkirchlichen Überprüfungsverfahren aus den Jahren 1992 bis 1996 übermittelt, einschließlich der Bescheide der Gauck-Behörde von 1993, 1994 und 1996. In jener Materialsammlung findet sich kein Hinweis, dass dies berücksichtigt worden ist.

Wie erklären Sie sich den IM-Verdacht?

Es gibt seitens der Birthler-Behörde, des Verfassungsschutzes und des Generalstaatsanwaltes keinen Verdacht gegen mich. Sollte er je bestanden haben, ist er ausgeräumt. Dennoch hält der Konsistorialpräsident an seinen Andeutungen fest.

Weshalb haben Vertreter der Kirchenleitung trotz der erfolgten Prüfungen durch die Gauck-Behörde mit dem Verfassungsschutz gesprochen?

Gegenüber diesem Vorgang bin ich fassungslo s.

Stimmen Sie der Einschätzung zu, dass mit einem innerkirchlichen Disziplinarverfahren versucht werden sollte, einen unbequemen Mitarbeiter zu diziplinieren?

Ja.

Was werden Sie jetzt tun?

Warten, dass die EKiBB und die EKD sich umfassend zu den Vorgängen und zu mir als Pfarrer dieser Kirche äußern – und zwar durch Personen, die bislang nicht in Erkundigungen und Ermittlungen, Verdächtigungen und Nachrede verstrickt und einbezogen worden sind.

Das Interview führte Sandra Daßler

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