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Brandenburg: Die Kosten der königlichen Pracht

Chef der Schlösserstiftung hält Eintrittspreise für die Potsdamer Gärten und den Schlosspark Charlottenburg für unausweichlich

Potsdam - Die Pracht der königlichen Parks in Potsdam und in Berlin-Charlottenburg dürfte künftig nicht mehr kostenlos zu bewundern sein. Davon geht der Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Hartmut Dorgerloh, aus. „Langfristig kommen wir um einen obligatorischen Parkeintritt nicht herum“, sagte Dorgerloh vor der Presse in Potsdam. Die Pflege der denkmalgeschützten Anlagen verlange immer höhere Ausgaben, die über die Zuwendungen durch den Bund und die Länder Berlin und Brandenburg allein nicht mehr aufzubringen seien. Anderenfalls müsse man sich von den Gärten in ihrer jetzt so bewunderten Form verabschieden. „In ganz Europa werden solche Überlegungen angestellt“, meint Dorgerloh.

Vorerst bleibt es beim freiwilligen Eintrittsgeld von zwei Euro für den Park Sanssouci und bei der Bitte um eine Spende in gleicher Höhe für Charlottenburg. Erstmalig werden die Besucher ab April aber auch im Park Babelsberg und im Neuen Garten zwischen Marmorpalais und Schloss Cecilienhof um einen Obolus gebeten. Das erfolgt wie in Sanssouci durch Besucherbetreuer und durch Automaten an den Eingängen.

„In Charlottenburg ist leider nicht einmal der Begriff ‚freiwilliger Parkeintritt‘ durchsetzbar“, beklagte sich Dorgerloh. Hier sei es schwer, den Park als ein Kunstwerk genau wie das Schloss zu verkaufen. Es handele sich eben nicht um einen Volkspark. Eine starke Bürgerinitiative kämpft unter dem Motto „Rettet den Schlosspark“ bisher vehement gegen einen Eintritt und fand dafür ausdrücklich Unterstützung durch das Bezirksamt.

Entsprechend unterschiedlich fällt die Bilanz aus. Während in Sanssouci immerhin 162 000 Euro in die Kassen der Stiftung gelangten, waren es in Charlottenburg lediglich 8000 Euro. Abzüglich der Kosten für die 20 Besucherbetreuer, überwiegend Studenten, und der Ausgaben für die Automaten bleibt ein Überschuss von knapp 100 000 Euro. Beim Start des Parkeintritts hatte der Generaldirektor noch auf rund 300 000 Euro gehofft. Während vor allem Touristen von außerhalb und aus dem Ausland fast alle selbstverständlich für den Parkbesuch bezahlten, hielten sich Berliner und Brandenburger zurück. Das zeigt sich auch an dem recht schleppenden Verkauf von Jahreskarten zum Preis von 12 Euro. Lediglich 1260 dieser Tickets wurden abgesetzt.

Der Grund liegt zumindest für die Schlösser- und Gärtenstiftung auf der Hand: Erstmalige Besucher von Parks gehen von sich aus auf die in historischen Uniformen steckenden Besucherbetreuer zu und fragen nach Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen. Im Gespräch waren die Gäste dann fast durchweg bereit, eine Eintrittskarte zu erwerben, lautete das Fazit. Nicht wenige Besucher zahlten demnach ihre zwei Euro sogar erst nach dem Parkbesuch. Die Leistungen der Gärtner hatten sie so begeistert. Derzeit stehen keine Besucherbetreuer an den Eingängen. Sie kehren erst nach der Winterpause im April zurück.

Rund zwei Millionen Euro kostet alljährlich die Pflanzenpracht in den königlichen Gärten. Im Vergleich dazu nehmen sich Einnahmen aus dem freiwilligen Parkeintritt bescheiden aus. Ein Teil der 100 000 Euro kam der Sanierung der Brücke am Chinesischen Haus zugute. 2007 sollen mit den Einnahmen unter anderem das strapazierte Parterre an der Fontäne in Sanssouci, Bodenmosaike im Schlosspark Babelsberg und die Umgebung der Eremitage im Neuen Garten instand gesetzt werden.

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