zum Hauptinhalt

Brandenburg: Die Mark als Marke

Claus-Dieter Steyer

Auffällig, wie sich Brandenburgs Präsentation auf der Internationalen TourismusBörse (ITB) im Laufe der letzten Jahre verändert hat. Statt Spreewaldtrachten, preußischen Uniformen und Fotos von Sanssouci und Rheinsberg bestimmen jetzt ganz andere Artefakte die Halle: Fahrräder, ein Segelboot, eine Draisine, Inline-Skater, eine Massageliege und Wegweiser für Radfahrer und Wanderer. Dazu liegen an fast jedem Stand druckfrische Landkarten und Tourenbeschreibungen für Rad-, Kanu- und Hausbootfahrer.

Der Image-Wechsel im Brandenburger Tourismus ist unübersehbar – und erfolgreich gelungen. Brandenburg hat in den vergangenen Jahren ein in Deutschland einzigartiges Radfernwegesystem und ein großes Netz für Wassertouristen geschaffen. Wichtigster Trumpf des Landes aber bleibt seine Natur voller Wälder und Gewässer. Und diese könnte in der Zukunft sogar noch attraktiver werden: Wissenschaftler erwarten bei anhaltendem Bevölkerungsrückgang eine Renaturierung bisheriger Kulturlandschaften – und empfehlen, gerade dies in den Randregionen als Chance wahrzunehmen, als ökonomische nämlich. (Zumal es in diesen Landstrichen immer weniger andere Verdienstmöglichkeiten als die touristischen geben wird.)

Aber auch schon heute sind die 2,8 Tage, die die Gäste durchschnittlich in Brandenburg bleiben, sowohl für die Hotels als auch für die Thermal- und Spaßbäder, die Marinas oder Reiterhöfe viel zu kurz. Es kommt darauf an, Brandenburgs touristische Infrastruktur in Deutschland und dem Ausland bekannter zu machen: Brandenburg eignet sich wunderbar zum Rad- und Bootfahren. Dazu kommen Schlösser, Museen und oft erstaunlich schmuck herausgeputzte Kleinstädte.

Bei solch einer Werbekampagne aber darf man die möglichen Kunden nicht mit Reise-Regionen wie Dahme-Seen-Gebiet, Elbe-Elster-Land, Barnim oder Niederlausitz behelligen. Die interessieren kaum und verwirren nur. Die Tourismusverbände müssen mehr als bisher zusammenarbeiten, müssen auch zusammen werben. Und können sich auf die Organisation und die Betreuung der Gäste entlang der Touren konzentrieren.

Nützlich wäre auch eine noch stärkere Kooperation mit den Nachbarländern. Im Norden klappt sie schon sehr gut. Hier merkt der Kanute, Segler oder Radler auf der Tour von Berlin nach Kopenhagen gar nicht mehr den Übergang zwischen Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Im Süden fordert die aus den Restlöchern der Tagebaue entstehende neue Lausitzer Seenkette die Zusammenarbeit mit Sachsen. An den westlichen und östlichen Grenzen tut sich dagegen noch wenig.

Nun müssen die Werbeprofis nur noch einen zugkräftigen Namen für das unverwechselbare Tourismusziel Brandenburg finden. Eine „Dachmarke“, wie das bei den PR-Profis heißt. „Naturreich“, „Frieden mit der Natur“ oder „Top in Sport und Freizeit“, wie einige Slogans lauten, treffen das Ziel nicht. Vielleicht genügt eine Anleihe beim berühmtesten Dichter des Landes – bei Theodor Fontane. Der Sohn Neuruppins blieb einfach beim schönen Namen Mark Brandenburg. Und nicht nur seine „Wanderungen“ sind noch heute eine Werbung, die nicht zu bezahlen ist.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false