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Brandenburg: Die Mark – das Land der Thermen

In Liebenwerda wurde ein Erlebnisbad eröffnet. Es macht Saarow, Templin und Belzig Konkurrenz

Bad Liebenwerda – Der freie Fall aus sechs Metern Höhe verlangt Mut. Denn der Ort für die ersehnte weiche Landung ist von oben nur schwer auszumachen. Dazwischen liegt das Abenteuer einer langen Rutsche, die in der besagten Höhe über einem Wasserbecken endet. Der „Free Fall“ ist eine der größten Attraktionen der neuen „Lausitztherme Wonnemar“ in Bad Liebenwerda. Gestern öffnete das rund 30 Millionen Euro teure Erlebnis-, Spaß- und Gesundheitsbad in der südwestlichen Brandenburger Kurstadt seine Türen für das Publikum. Der große Freizeittempel, dessen Baukosten das Land zu rund 80 Prozent übernommen hat, erhöht die Zahl der Hallenbäder in Brandenburg auf 34.

„Aber wir verstehen uns natürlich nicht als ein gewöhnliches Hallenbad“, sagt Marketingleiterin Susanne Ott. „Dafür sind die Angebote einfach viel zu groß.“ Der Schul- und Vereinssport könne beispielsweise jederzeit einige Bahnen im 25-Meter-Becken nutzen, ohne viel Rücksicht auf die anderen Gäste nehmen zu müssen. Das trifft auch auf das „Karibische Wellenbecken“ zu, das seinen Namen allerdings nur einigen Palmen am Rand verdankt. Dahinter befinden sich der Rutschenturm mit einer völlig dunklen Röhre, ein Strömungskanal und die Außenbecken.

Gesundheitsbewusste Besucher erfüllen sich ihre Wünsche im „Mineralforum“. Hier können sie in Kneipp- und Mineralbecken untertauchen, ein römisches Dampfbad genießen oder Sole haltiges Wasser über ihre Haut laufen lassen. Ein türkisches Hamam-Bad und die Lichttherapie „Sonne des Orients“ liegen auf dem Weg zur Sauna-Welt. Obwohl das neue Bad den Namen „Lausitz-Therme“ trägt, ist es nicht mit einem Thermalbad zu verwechseln. Denn es wird kein Thermalsolewasser mit einer entsprechend hohen Temperatur und mit einem hohen Anteil gelöster Mineralstoffe in die Becken gelassen, wie etwa in Bad Saarow, Templin und Belzig.

Im Unterschied zu anderen großen Bädern wird die neue Anlage in Bad Liebenwerda nicht von einer städtischen Gesellschaft betrieben. Das übernimmt die Stuttgarter Kur- und Freizeitanlagen GmbH Interspa. Sie unterhält bereits „Wonnemar“-Bäder in Wismar, Sonthofen und Ingolstadt. Verluste im Betrieb würden also nicht den Haushalt der Kleinstadt im Elbe-Elster-Land an der südwestlichen Landesgrenze zu Sachsen belasten. Doch daran will im Moment niemand denken. Man freut sich in „Ba-Li“, wie die Einheimischen sagen, über die neue Attraktion.

In der näheren und weiteren Umgebung gibt es kein vergleichbares Angebot. Bisher war die Stadt allein durch die Rheuma-Klinik überregional bekannt, deren Patienten aber keine besonderen Angebote erhalten. Die „konkurrenzlose Lage“ hatte der neuen Lausitz-Therme im Bädergutachten vergangenes Jahr gute Perspektiven bescheinigt. Allerdings sind seitdem überall die Wasser- und Energiekosten gestiegen und die Besucherzahlen zurückgegangen. So stand die Naturtherme Templin nördlich Berlins kurz vor der Insolvenz, weil im Jahresabschluss ein Minus von 585000 Euro aufgelaufen war. Nur die Stadt rettete das Bad mit einer Bürgschaft von rund 750000 Euro.

Auch die „Saarow-Therme“ am Scharmützelsee geriet vor einigen Jahren in finanzielle Schwierigkeiten, konnte diese aber mit dem Ausbau des Wellness-Bereichs überwinden. Unter den Erwartungen blieb bisher die Steintherme Belzig. Statt der kalkulierten 650 Tagesbesucher schauten vergangenes Jahr im Schnitt nur 515 vorbei. Trotz der Probleme ist ein Ende des Bäder-Booms in Brandenburg nicht abzusehen. Im nächsten Jahr eröffnet das Thermalbad im Spreewalddorf Burg. Weitere Bäder entstehen in Rheinsberg, Neuruppin und in Potsdam.

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