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Brandenburg: Die Parks pflegen – und ihre Gäste

Claus-Dieter Steyer

„Nichts gedeiht ohne Pflege“, lautet einer der legendären Sätze von Peter Joseph Lenné. Vor mehr als 120 Jahren wollte der geniale Landschaftsarchitekt damit seine Gärtner erinnern: „Die vortrefflichsten Dinge verlieren durch unzweckmäßige Behandlung ihren Wert.“ Lenné bezog sich in seinem Text zwar speziell auf die Anpflanzung von Bäumen, aber die Weisheit gilt für alle Gärten und Parks. Gerade Brandenburg zeigt deutlich, was ohne ausreichendes Bemühen geschieht. Mehrere Dutzend Landschaftsgärten und Parks sind nach den Umbrüchen des Krieges und in der DDRZeit verschwunden. Mutwilligkeit war nur in den wenigsten Fällen die Grund. Es lag einfach an mangelnder Pflege und dem fehlenden Verständnis für diese Schönheiten.

Deshalb ist heute das Erstaunen groß. Wer mit offenen Augen durchs Land fährt, kann abseits der bekannten Parks von Potsdam-Sanssouci, Rheinsberg oder Babelsberg wunderbare Entdeckungen machen. Alte Landschaftsgärten werden buchstäblich ausgegraben. Unter dicken Erdschichten suchen Architekten nach ursprünglichen Wegen, vergilbte Fotografien dienen als Anhaltspunkte für künstliche Wasserläufe und Sichtachsen, große Bäume erhalten ihre herausgehobene Stellung zurück und Blumenrabatten rücken wieder an ihren alten Platz.

An Beispielen für diesen erfreulichen Aufbruch mangelt es nicht: Der einst vom Braunkohlentagebau bedrohte Park Branitz in Cottbus ist wieder ein Bilderbuch der Harmonie, in Alt-Madlitz kann jedermann wieder ebenso lustwandeln wie in Luckau, Altdöbern, Paretz, Königs Wusterhausen, Spremberg, Neuzelle, Oranienburg, Criewen, Steinhöfel oder Fürstlich Drehna.

Das größte Verdienst kommt dabei sicherlich der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten zu. Aber besonders in den abseits der königlichen Residenzen gelegenen Orten beleben auch viele engagierte Einwohner ihre einstigen Schätze wieder. Stolz und Heimatliebe im besten Sinne des Wortes stellen sich dabei wie von selbst ein. Baruth und Wiesenburg gehören dazu. Die in anderen Branchen oft fragwürdigen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen haben hier tatsächlich großen Nutzen gebracht, das Gleiche gilt für die Fördermittel gerade aus dem Agrarministerium.

Nun gilt es nur noch, für die neuen Attraktionen die Werbetrommel zu rühren. Das versucht recht lobenswert die Kampagne „Kulturland Brandenburg“, die sich in diesem Jahr den Parks und Gärten widmet. Dabei zeigt es sich, dass es oftmals nur eines kleinen Anstoßes bedarf, um wirklich viele Menschen anzuziehen. Gerade die Berliner lassen sich oft nicht durch den bloßen Hinweis auf die Schönheit eines Parks oder eines Gartens dorthin locken. Viele Ausflügler wollen an die Hand genommen werden. Wenn sie aber erst einmal begeistert wurden, kommen sie scharenweise und erzählen Freunden und Bekannten von ihren Entdeckungen. Und ganz nebenbei erinnern sie sich an Lennés Worte: „Nichts gedeiht ohne Pflege.“

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