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Brandenburg: Die Pyramiden von Rheinsberg Todesangst im Kühllastzug

76 illegale Einwanderer am Grenzübergang Frankfurt vor dem Ersticken gerettet / Immer mehr Schleuserbanden

Frankfurt (Oder). Polnische Zollbeamte haben am Grenzübergang in Frankfurt (Oder) in letzter Minute eine Tragödie verhindert. Sie befreiten 76 Menschen aus einem Kühllastzug, in dem diese illegal nach Deutschland einreisen wollten. Da die Kühlaggregate nicht eingeschaltet waren, wurde der Sauerstoff knapp. Die Isolierbox verfügte über keine zusätzlichen Luftlöcher. Vor allem Frauen, darunter eine schwangere, litten beim Öffnen der Türen bereits an Atemnot. Hätte der aus Polen stammende Lkw noch länger im Stau vor der Abfertigung gestanden, hätte die Tortur für viele der aus der Ukraine und Moldawien stammenden Menschen wahrscheinlich tödlich geendet.

Polnische Zollbeamte waren bei der Kontrolle der Plomben an den Türen stutzig geworden. Die Siegel erhalten Lkw nach Kontrolle der Waren auf dem Zollterminal, der zwei Kilometer vom eigentlichen Grenzübergang entfernt liegt. Ein Zöllner hatte Manipulationen festgestellt und die Öffnung der Türen veranlasst. Während die Einwanderer abgeschoben werden, müssen die beiden polnischen Fahrer, bei denen man 10 000 Dollar fand, mit einem Strafverfahren wegen versuchter Schleusung rechnen.

Vor einem Monat waren an gleicher Stelle 26 Ukrainer und ein Moldawier in einem Lkw entdeckt worden. Die meisten Flüchtlinge bedienen sich professioneller Schleuserbanden. Im vergangenen Jahr verhinderte der Bundesgrenzschutz an den Brandenburger Grenzabschnitten die illegale Einreise von 1132 Personen. 932 davon wurden bei Aktionen von Menschenschmugglern aufgegriffen. Nur 200 versuchten den Grenzübertritt auf eigene Faust – meistens an der schmalen Neiße bei Guben und Forst.

„Die Zahl der gefassten illegalen Einwanderer ist zwar seit drei jahren leicht abnehmend“, sagt Matthias Krippstädt vom Bundesgrenzschutzamt Frankfurt (Oder). „Aber die Schleuser machen offensichtlich immer noch gute Geschäfte.“

Schleuser verlangen für einen Menschenschmuggel aus Afghanistan, Pakistan oder Indien nach Westeuropa rund 15 000 Dollar, mehrere Versuche an den Grenzen eingeschlossen. Die große Zahl der in jüngster Zeit aufgegriffenen Ukrainer, Moldawier und Russen hat einen einfachen Grund. Bis zum vergangenen Jahr verteilten die westeuropäischen Konsulate sehr großzügig Touristenvisa. Mit diesen Papieren unternahmen die Menschen allerdings keine Urlaubsreisen, sondern wurden von Banden als Schwarzarbeiter vor allem nach Spanien, Portugal und Holland vermittelt. Seit einiger Zeit wurde dem Visa-Missbrauch ein Riegel vorgeschoben, so dass die Schleuser nun wieder auf die alten und lebensgefährlichen Methoden zurückgreifen.

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