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Brandenburg: Die schönste Nacht, die beste Werbung

Von Claus-Dieter Steyer Reiseveranstalter machen mit Potsdam meist kurzen Prozess. Irgendwo im mehrtägigen Berlin-Programm findet sich ein nachmittäglicher Ausflug in die benachbarte kleine Landeshauptstadt.

Von Claus-Dieter Steyer

Reiseveranstalter machen mit Potsdam meist kurzen Prozess. Irgendwo im mehrtägigen Berlin-Programm findet sich ein nachmittäglicher Ausflug in die benachbarte kleine Landeshauptstadt. Dort kennen die Busse zu über 90 Prozent nur ein Ziel: Sanssouci. Raus aus dem Bus, rein in den Park und ins Schloss, ein Bild vor den Terrassen und bei etwas mehr Zeit noch ein Spaziergang zum Neuen Palais. Dann geht es zurück. Individuelle Touristen verhalten sich ähnlich. Vielleicht ändert sich daran etwas nach der Schlössernacht am Wochenende.

Denn die wunderbar von innen und außen beleuchteten Prachtbauten sollten Lust auf ausgiebige Erkundungen am Tag gemacht haben. Insofern nutzte die Schlösser-Stiftung, die im Herbst nach der Pleite des privaten Veranstalters die einzigartige Veranstaltung schon überhastet abgesagt hatte, diesmal die Chance. Selbst angebliche Sanssouci-Kenner mussten in jenen Abend- und Nachtstunden erkennen, dass Schloss, Orangerie, Römische Bäder, Neues Palais oder Chinesisches Haus nicht im Schnelldurchlauf zu schaffen sind. Eine bessere Werbe-Aktion ist kaum vorstellbar, zumal auch die Hüter der königlichen Anlagen in Potsdam die Flaute im Tourismus spüren.

Andere Brandenburger Kulturbetriebe in ähnlicher Situation können durchaus Erfahrungen der diesjährigen Schlössernacht übernehmen. Das nicht zuletzt vom Sparzwang diktierte neue Konzept scheint jedenfalls der richtige Weg zu sein: Konzentration auf die eigenen Ressourcen (Schlösser und Gärten) statt auf teure Künstler und Feuerwerker, Geld für guten Service statt für exotische Häppchen auf abendlichen Empfängen im kleinen Kreis, Werbung um örtliche Sponsoren und private Förderer statt erpresserische Forderungen an Stadt und Land, Wahrung des Einmaligen statt beliebige Wiederholungen, ansprechende Gastronomie für den Hunger zwischendurch statt überteuerte Menüs großer Hotels.

Dieses abgespeckte Programm führt zwar zwangsläufig zu einem gewissen Niveau-Rückgang. Doch solange das eigentliche Anliegen einer Veranstaltung nicht verloren geht, wird sich das Publikum daran kaum stören. In den vergangenen Schlössernächten wurde zu viel Energie auf das Kulturprogramm gelegt, während die Menschen einfach durch einen erleuchteten Park lustwandeln und dabei dezent unterhalten werden wollten. Das hat diesmal gut geklappt. Einer Neuauflage der schönsten Nacht von Potsdam im nächsten Jahr dürfte damit nichts mehr im Wege stehen.

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