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Brandenburg: Die Spree kehrt in ihr Bett zurück

„Länger, flacher und enger“ – ein Masterplan soll verhindern, dass der Fluss demnächst rückwärts fließt

Leibsch – Die Spree soll auch in trockenen Zeiten in Berlin nicht mehr zum Stehen kommen oder gar – wie im Vorjahr– rückwärts fließen. An vier großen Abschnitten zwischen Cottbus, dem Spreewald und südlich von Erkner kehrt der Fluss deshalb in den nächsten zehn Jahren in sein ursprüngliches Bett zurück. „Wir machen die Spree damit länger, flacher und enger", sagte der Präsident des Landesumweltamtes, Matthias Freude, gestern bei der Vorstellung eines mehrere Millionen Euro teuren Masterplanes im Spreewalddorf Leibsch.

Unsere Vorfahren veränderten die Spree vor allem zwischen Cottbus und dem Müggelsee entscheidend. In den Jahren 1906 bis 1912 wurde der Fluss hier weitgehend zum Kanal. Alle natürlichen Windungen und Kurven verschwanden durch sogenannte Durchstiche. Zahlreiche Sandbarrieren schnitten Altarme ab, die Breite und die Tiefe erhöhten sich beträchtlich, um mit Schiffen preisgünstig Kohle, Sand, Kies und Gemüse aus der Lausitz in die Großstadt zu transportieren. „Schon damals kam es zu Fehlplanungen, denn parallel zum Fluss wurde eine Eisenbahn gebaut“, erzählte Professor Freude. „Die Schiffe hatten gegen die Bahn auch damals keine Chance und so blieb der Schifffahrtsweg ungenutzt.“ Rund sechs Jahrzehnte später aber erwies sich die breite und tiefe Spree als Glücksfall. Denn zur Hochzeit der Braunkohlentagebaue nahm sie Unmegen von Grubenwasser auf. Am Pegel in Leibsch am Ausgang des Spreewaldes flossen zu DDR-Zeiten bis zu 100 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Heute, nach der drastischen Reduzierung der Kohleförderung, sind es ganze sechs Kubikmeter. Im letzten trockenen Sommer fiel der Pegel auf weniger als anderthalb Kubikmeter. Im 65 Kilometer oberhalb gelegenen Berlin kam dann fast gar nichts mehr an. Das lag aber keineswegs nur am Abschalten der meisten Pumpen in den Tagebauen. Die Lausitz als Haupteinzugsgebiet der Spree kommt im Jahr nur auf 382 Millimeter Niederschlag – ein Drittel des Durchschnitts in Deutschland. Nur die Sachsen haben im vorigen Sommer den Spreewald und Berlin, das zwei Drittel seines Trinkwassers direkt und indirekt aus der Spree entnimmt, gerettet. 25 Milliarden Kubikmeter flossen für viel Geld aus Talsperren zusätzlich nach Brandenburg.

Nur der Regen der vergangenen Wochen hat die Region bislang vor einer neuen Krisensituation bewahrt. „Darauf können wir uns aber nicht verlassen, so dass wir den ursprünglichen Zustand an der Spree wieder herstellen“, erklärte Umweltminister Wolfgang Birthler (SPD). Altarme werden geöffnet, Baumstämme verkürzen die Wassertiefe auf einen halben Meter, die Ufer rücken wieder enger zusammen. Da die Klimaforscher gerade für Brandenburg steigende Temperaturen und weniger Niederschläge voraussagen, drängt die Zeit. In Mönchwinkel bei Erkner haben Bagger bereits den ersten Altarm geöffnet.

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