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Brandenburg: Die Stadt strahlt aus

Die Hauptstadtregion wächst: Umlandgemeinden breiten sich aus und das Ballungsgebiet geht immer stärker zusammen.

Berlin/Potsdam - Mehr als 16 Jahre nach der Einheit könnten sich jetzt doch noch die euphorischen Pläne der Nachwendezeit von einem großen Berlin mit etwa fünf Millionen Einwohnern erfüllen. Das Wachstum findet dann aber vorwiegend in Brandenburg statt. Wo die – administrativen – Grenzen beider Länder verlaufen, wäre in vielen Bereichen nicht mehr zu erkennen. So sieht es zumindest der Entwurf des neuen Landesentwicklungsplans vor, den Berlin und Brandenburg gemeinsam verfasst haben.

Noch ist die Region Berlin ein ganz besonderes Ballungsgebiet. Kaum ein anderer Siedlungsraum hat so scharfe Grenzen. Die Bebauung in Berlin endet meist an der Stadtgrenze, erst nach einer freien Fläche folgt dann die nächste Siedlung in Brandenburg. Während anderswo die Übergänge von der Metropole ins Umland oft kaum zu bemerken sind, weil sich beide gemeinsam entwickelt haben, bremste die Nachkriegszeit einen solchen Schritt im Berliner Raum.

Um West-Berlin herum verhinderte die Mauer ein organisches Wachsen über die Stadtgrenze hinweg, und auch Ost-Berlin hütete sich, den Vier-Mächte-Status der Gesamtstadt nachhaltig zu ändern. Der Ostteil durfte daher nicht über seine Stadtgrenze hinaus wachsen. Selbst als die U-Bahn zum ersten Mal bis Hönow fuhr, blieb die Kommune eine Brandenburger Gemeinde und das einzige Dorf in Deutschland mit U-Bahnanschluss. Erst nach 1990 wurde der Bereich um den Bahnhof eingemeindet.

Nach dem neuen Landesentwicklungsplan sollen vor allem die Orte im Umland wachsen, die an den nach Berlin führenden S- oder Regionalbahntrassen liegen. So würde ein „Berliner Siedlungsstern“ entstehen – mit fließenden Übergängen zwischen der Stadt und dem Umland. Die Grenze wäre nur noch administrativ.

„Wir haben auch nicht vor, sie zu verändern“, sagt Lothar Wiegand, der Sprecher des Potsdamer Infrastrukturministeriums. Ziel sei es, eine gemeinsame Hauptstadtregion für Berlin und Brandenburg zu schaffen. Eingemeindungen seien dafür nicht erforderlich.

Sie sind aber auch nicht für alle Zukunft ausgeschlossen. Ähnlich wie jetzt der Landesentwicklungsplan ein gemeinsames Vorgehen von Stadt und Umlandgemeinden vorsieht, hatte auch der 1912 gegründete Zweckverband Groß-Berlin ein solches Ziel. Ihm folgte dann 1920 Groß-Berlin mit den Eingemeindungen von Charlottenburg, Köpenick, Lichtenberg, Neukölln, Schöneberg, Spandau und Wilmersdorf sowie 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirken aus den Kreisen Niederbarnim, Osthavelland und Teltow.

Und so wie jetzt der Landesentwicklungsplan eine Siedlungskonzentration an den Bahntrassen vorsieht, sollte bereits der Zweckverband von 1912 vor allem den Schienenverkehr regeln.

Auch hier leidet die Region noch heute unter den Folgen des Mauerbaus. Falkensee, Kleinmachnow, Rangsdorf und Velten, denen der S-Bahn-Anschluss gekappt worden war, haben ihn bisher nicht zurückerhalten. Velten will den S-Bahn-Wiederaufbau nun aus eigenen Mitteln vorantreiben, und für den Schienenanschluss von Kleinmachnow soll es nun immerhin eine Kosten-Nutzen-Rechnung geben. Der gemeinsame Landesentwicklungsplan könnte hier als Katalysator wirken. Alle diese Orte liegen an den Zacken des „Berliner Siedlungssterns“.

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