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Brandenburg: Dietrich Fischer-Dieskau: "Natur-Imitationen in der Musik sind mir suspekt" - Interview

Im elften Jahr ihres Bestehens haben die Brandenburgischen Sommerkonzerte 2001 erstmalig einen Schwerpunkt mit zeitgenössischer Musik gesetzt. So wird an diesem Sonntag in der St.

Im elften Jahr ihres Bestehens haben die Brandenburgischen Sommerkonzerte 2001 erstmalig einen Schwerpunkt mit zeitgenössischer Musik gesetzt. So wird an diesem Sonntag in der St. Marien-Kirche Gramzow der Bariton Dietrich Fischer-Dieskau zusammen mit dem Ensemble QuattroPlus ein Werk des Komponisten und künftigen Intendanten der Salzburger Festspiele, Peter Ruzicka, aufführen. Mit dem Künstler sprach Frederik Hanssen.

Herr Fischer-Dieskau, lieben Sie die Natur?

Mein Verhältnis zur Natur ist etwa so wie das von Marcel Reich-Ranicki, der immer sagt: Mit Natur kann ich nichts anfangen. In meinem Fall betrifft das vor allem Natur-Imitationen in der Musik. Die waren mir immer suspekt. Andererseits, ich liebe die Mark Brandenburg und freue mich, dass ich durch mein Konzert Gramzow kennenlerne.

Die Lieder, die Sie besonders häufig gesungen haben, sind voll von Naturschilderungen.

Natur wird hier sehr häufig als metaphorische Beigabe verwendet, nicht so sehr als Gegenstand der Gedichte. Einmal wollte Ludwig Berger mit mir einen "Winterreise"-Film drehen. Er sagte: "Ich werde Naturbilder zeigen, und Sie werden dazu singen." Da habe ich sofort abgelehnt - denn genau das ist es, was Schubert vermeiden wollte. Er selber war ja nun auch kein Naturbursche. Es gibt nur ganz wenige belegte Naturfahrten, die er gemacht hat. Ihm ging es immer in erster Linie um das Seelische.

Sie haben sich in Ihrer langen Sängerkarriere immer für zeitgenössische Musik eingesetzt.

Ich bin halt sehr neugierig! Es ist wunderbar, Dinge auszuprobieren, von denen man noch nicht weiß, ob sie ankommen, ob man selber damit etwas ausrichten kann.

Wer hatte die Idee, in Gramzow "...sich verlierend..." zu spielen?

Als Andreas Lichtschlag vom Ensemble QuattroPlus mich fragte, war ich sofort einverstanden. Ich hab das Stück schon einmal mit dem Quartett gemacht. Mir gefallen die Texte sehr, die ich zu rezitieren habe, denn sie treffen das Thema genau. Das Problem des Künsters, wenn er das Gefühl hat, sein Werk gleite ihm aus den Händen, wenn sich die Mittel erschöpfen. Darunter hat schon Gustav Mahler gelitten: "Ich weiß nicht wie ich mich ausdrücken soll, ohne auf Altes zurückzugreifen."

Herr Fischer-Dieskau[lieben Sie die Natur?]

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