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Brandenburg: „Eierkauf ist Vertrauenssache“

Berliner Hühnerzüchter zeigen sich vorerst gelassen: Die Geschäfte laufen normal – wenn auch manche Kunden verunsichert sind

Berlin - Am Ende der Spandauer Springerzeile weist ein verwitterter gelber Pfeil den Weg. Die letzten 100 Meter führt ein holpriger Sandweg zur Hühnerfarm. Peeter Schults ist nach eigenen Angaben der Letzte, der in Berlin noch größere Mengen von Federvieh hält. Bei seiner Ehefrau im Laden decken sich überwiegend Stammkunden auch aus Nachbarbezirken mit Suppenhühnern und Eiern ein.

Gleich neben dem Parkplatz tummeln sich hinter engem Maschendraht in einer Voliere rund 20 Hennen um einen Hahn. Sie sind als Blickfang für die Kunden gedacht, die rund 600 übrigen Hühner sind im Stall. Ausgang gab es auch früher nur im warmen Sommer, sagt Schults; bei Freiluftaufenthalten im Winter seien die Tiere regelmäßig krank geworden.

Peeter Schults hat die Hühnerfarm 1960 auf den Staakener Feldern eröffnet. Früher lebten hier bis zu 3000 Tiere. Mit zunehmendem Direktverkauf gab Schults den Großhandel auf. Die Farm ist seine Altersversorgung, in die Rentenversicherung hat er nie eingezahlt.

Jetzt, nach dem ersten Vogelgrippefall in Brandenburg, will Schults Desinfektionsmatten anschaffen. Doch wie seine Kunden wohl reagieren werden, wenn die Seuche in Berlin auftritt, daran will er lieber nicht denken. Nach einem vorübergehenden Kundenrückgang während der ersten Stallpflicht im vergangenen Herbst hatte sich das Geschäft gerade erholt. Noch sei die Nachfrage nach Eiern hoch, berichtet er; 70 weitere Tiere seien bestellt – auch wenn Schults jetzt die leise Sorge hat, dass er deren Produkte nicht mehr recht loswird. „Eierkauf ist Vertrauenssache“, sagt Schults, der in Kürze seinen 70. Geburtstag feiert. „Mir liegt am Herzen, dass die Verbraucher nicht verunsichert werden.“ Aber genau das muss er beobachten: So will ein Stammkunde weiter Eier essen, während dessen Ehefrau keine Geflügelprodukte mehr verzehrt.

Auf der anderen Seite des Magistratswegs, beim Landwirtschaftsbetrieb Schalk an der Lutoner Straße, hat man alle Hühner vor der erneuten Stallpflicht geschlachtet. Ein Neubesatz ist erst für Ende Mai vorgesehen – trotz der Seuche.

Auf dem Carolinenhof an den Gatower Rieselfeldern tummeln sich 50 Hühner in einer Voliere, deren Maschen so eng sind, dass selbst ein Spatz nicht hindurchschlüpfen könnte. „Ohne Bauern keine Zukunft“ steht auf einem Aufkleber an der Ladentür. Auf dem Verkaufstresen ein Ministall mit drei Porzellanhennen, im Angebot neben frischen Eiern auch Suppenhühner und Hähnchenbrustfilet. „Bisher läuft das Geschäft normal“, sagt Torsten Feldbinder.

Rainer W. During

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