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Brandenburg: Ein Meisterwerk für die Kirche im Dorf

Feiningers „Teltow II“ wird jetzt als Druck verkauft Der Erlös dient der Sanierung von St. Andreas

Teltow - Wer das nächste Mal einen Ausflug in den südlichen Berliner Vorort Teltow macht, könnte mit einem Bild von Lyonel Feininger zurückkommen. Zwar nicht mit einem Original des 1956 gestorbenen deutsch-amerikanischen Malers, das ja kaum zu bezahlen wäre, aber immerhin emit einer Reproduktion in Originalgröße. „Teltow II“ lautet der Titel des 1918 entstandenen Gemäldes mit den Konturen der Teltower Altstadt und der St. Andreaskirche. Mit seinen geraden Linien, verwinkelten Flächen und kubistischen Brechungen gilt es als ein frühes Hauptwerk des Künstlers, der seinerzeit in Berlin lebte. Dort, in der Neuen Nationalgalerie, befindet sich heute auch das Original, wenngleich nur im Depot.

„Es wäre schön, wenn wir das Werk zu uns nach Teltow holen könnten“, sagt der SPD-Landtagsabgeordnete Jens Klocksin, der den Nachdruck initiiert hat. „Das würde sicherlich den Verkauf der Plakate ankurbeln und so noch mehr Geld für die Renovierung der Kirche in die Kasse bringen.“ Denn der Erlös der zehn Euro teuren Reproduktionen kommt der Teltower Kirche und hier vor allem dem Erwerb von zwei neuen Bronzeglocken zugute. Klocksin hat den Be.bra-Verlag und mehrere Teltower Unternehmen als Sponsoren zusammengespannt, um die Nachdrucke zu produzieren – und zwar, was selten genug ist, in der Originalgröße von 101 mal 125 Zentimetern. 2700 „Teltow II“-Exemplare haben die Gemeinde und der Heimatverein erhalten und können sie zugunsten der Kirche verkaufen.

Der Abgeordnete Klocksin hat sich eingehend mit Feininger beschäftigt. „Vielen Teltowern dürfte das Wirken des Genies in ihrer Heimat gar nicht bekannt sein“, sagt er. Vielleicht lag es daran, dass sich der Maler von seiner damaligen Wohnung im Königsweg in Zehlendorf nur mit dem Rad auf Entdeckungstour in den Berliner Vorort begeben hatte und selbst nicht in Teltow wohnte. 1914 hatte er bereits eine Federzeichnung der Andreaskirche mit ihrem von Karl Friedrich Schinkel entworfenen Kirchturm angefertigt („Teltow I“). Daraus machte er dann 1918 die scharf umgrenzten Flächen mit dem stilisierten Kirchturm. Der Heimatverein hat Feiningers Position bei seinen Skizzen ermittelt. „Er stand mit Sicherheit auf einer Leiter, möglicherweise sogar auf einem Dach in der Ritterstraße, gleich neben dem Pfarrhaus“, erzählte der Vereinsvorsitzende Peter Jaeckel. „Da hatte er seine beste Sicht auf den schlanken Turm.“

Ein Jahr nach „Teltow II“ verließ Feininger Berlin und ging nach Weimar ans Bauhaus, 1937 emigrierte er in die USA – den Nazis galt sein Werk als „entartet“. Nun ist der Heimatverein froh, dass Feininger mit der Kopie in das „kollektive Gedächtnis“ des Ortes zurückgekehrt ist. Claus-Dieter Steyer

Die Kopie „Teltow II“ wird zum Preis von 10 Euro in der St. Andreaskirche, in der Touristeninformation in der Potsdamer Straße 57 (Nähe S-Bahnhof Teltow- Stadt), montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, und im Heimatmuseum im Hohen Steinweg 3, sonntags von 13 bis 18 Uhr, verkauft. Die Touristeninformation ist telefonisch unter 03328/316458 erreichbar. Die Internetadresse lautet www.teltow.de

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