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Brandenburg: Eine Stadt wird trockengelegt

Premnitz hat ein Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen erlassen. Jörg Haidt soll es durchsetzen

Von Matthias Matern

Premnitz - Jörg Haidt kennt seine Pappenheimer. Zumindest einigen der Jugendlichen, die ihre Zeit häufig mit Bier und lauter Musik an der Havel totschlugen, hat er früher schon die Leviten gelesen: 20 Jahre lang arbeitete er als Schulhausmeister in Premnitz, einer Stadt mit knapp zehntausend Einwohnern 65 Kilometer westlich von Berlin.

Jetzt soll er hier als Ordnungsdienstmitarbeiter durchsetzen, was die Stadtverordneten vergangenen Herbst einstimmig beschlossen haben. Auf drei öffentlichen Plätzen der Stadt gilt Alkoholverbot: im Steinbrücken-Park, rund um den Marktplatz und an der Havelpromenade. Den feucht-fröhlichen Freiluftfeten, die nicht nur Anwohnern den Schlaf raubten, sondern auch die Stadt ordentlich Geld kosteten, sollte damit endlich ein Riegel vorgeschoben werden.

„Es hat ständig Beschwerden gegeben", begründet die stellvertretende Bürgermeisterin von Premnitz, Carola Kapitza, den Entschluss. Vor allem ältere Anwohner hätten sich belästigt gefühlt. Schließlich liege die Promenade nur einen Katzensprung von einer Wohnsiedlung entfernt und die Jugendlichen hätten ja oft bis spät in die Nacht hinein gefeiert. Am nächsten Morgen sei der Platz außerdem immer extrem verdreckt gewesen: „Da lagen dann Glasscherben, leere Zigarettenpackungen und ausgedrückte Kippen herum." Besonders bei Radfahrern und Spaziergängern sei die Havelpromenade eigentlich äußerst beliebt, sagt Kapitza. Das soll auch so bleiben.

Zum Handeln gezwungen sahen sich die Premnitzer Stadtverordneten aber vor allem auch durch die Zerstörungswut. „Schilder wurden abgerissen, Mülleimer abmontiert und ins Wasser geworfen“, erzählt die stellvertretende Bürgermeisterin. Dabei habe die Stadt erst im vergangenen Jahr die Promenade mit Fördermitteln herrichten lassen, so Kapitza. Rund 250 000 Euro seien investiert worden, etwa ein Drittel habe die Stadt selbst getragen. Eine Dampferanlegestelle entstand, auch eine kleine Grünanlage mit Wegen, neuen Parkbänken und sprechenden Hightech-Mülleimern, die sich sogar für die fachgerechte Entsorgung bedanken. Doch lange währte die Freude an der schmucken Promenade nicht. Nachdem die Jugendlichen den Ort erst einmal zur Partyzone erklärt hatten, war es vorbei mit der Idylle an der Havel. „Jeden Sonntagmorgen sah das hier aus wie auf einem Schlachtfeld", erinnert sich Haidt, der jetzt täglich mehrmals durch die Stadt patrouilliert.

Damit die jungen Kampftrinker nicht einfach nur umziehen, haben die Stadtverordneten gleich auch die beiden anderen Treffpunkte, den Steinbrücken-Park und den Marktplatz, zu „Alkoholverbotszonen" erklärt. Große Probleme wie am Havelufer habe es dort jedoch bisher nicht gegeben, sagt Carola Kapitza. „Außer dass die Jugendlichen gelegentlich mal in den Brunnen am Marktplatz gepinkelt oder Bierreste reingeschüttet haben."

Von der Möglichkeit, Alkoholkonsum von bestimmten Plätzen zu verbannen, um Pöbeleien und Randale Betrunkener vorzubeugen, machen auch andere Brandenburger Gemeinden regen Gebrauch. So darf etwa in Neustadt an der Dosse (Ostprignitz-Ruppin), in Trebbin (Teltow-Fläming), Kloster Lehnin (Potsdam-Mittelmark) und Cottbus nicht mehr überall gepichelt werden. Als rechtliche Grundlage dafür dienen häufig Benutzerverordnungen für Grünanlagen.

In Premnitz ist man bisher verhalten optimistisch. „Es ist ruhiger geworden, die Beschwerden sind deutlich zurückgegangen", meint die stellvertretende Bürgermeisterin. Und Ordnungsdienstmitarbeiter Jörg Haidt versichert, wenn er bisher Jugendliche auf das Verbot habe ansprechen müssen, seien diese zumeist sehr einsichtig und verständnisvoll. Allerdings habe die Freiluftsaison noch nicht begonnen.

Die Spaziergänger freuen sich über die Ruhe an der Havelpromenade. Zwei ältere Damen genießen die wärmenden Sonnenstrahlen auf einer Bank. Von seinem Balkon aus blickt Manfred Griebert auf das Wasser. „Ja, es ist schon besser geworden", sagt der 70-Jährige. Vorher habe er wegen des Lärms gar nicht mehr richtig schlafen können. „Aber runtergehen und etwas sagen, ging auch nicht. Da sind die einem ja noch frech gekommen."

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