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Brandenburg: Eiskalt erwischt

Schon für geringe Beute riskieren polnische Kleinkriminelle ihr Leben

Von Sandra Dassler

Eisenhüttenstadt. Diebe kommen nicht nur am Abend. Die Einbrecher, die am Mittwochmorgen eine Gartenanlage bei Eisenhüttenstadt „besucht“ hatten, fühlten sich offenbar auch in der Morgendämmerung sicher. Doch einer Streife des Bundesgrenzschutzes (BGS) fielen die Spuren im Schnee auf, die von der Gartenanlage zur Oder und zu den beiden polnischen Langfingern führten. Die ließen vor Schreck nicht nur die Beute, sondern auch ihr gelbes Schlauchboot am Ufer liegen und stürzten sich in den teilweise vereisten Fluss, um schwimmend zu entkommen. Die deutschen Grenzschützer informierten ihre polnischen Kollegen – zum Glück für die Gangster. Sie wurden zwar festgenommen, aber auch sofort ärztlich behandelt, da sie an starker Unterkühlung litten.

Der Fall ist nach Ansicht von BGS-Sprecherin Claudia Skowronek zwar nicht exemplarisch, zeigt aber, welch hohes Risiko polnische Kleinkriminelle für geringe Beute eingehen. Neben dem Schlauchboot hatten die Eisschwimmer ein Fernglas, einen Staubsauger und einen Häcksler am Fluss zurückgelassen.

Dass Datschen und Bungalows vor allem in den Wintermonaten ausgeraubt werden, liegt in der Natur der Sache. „Dann stehen sie mit Sicherheit leer“, sagt Peter Salender, Sprecher des Polizeipräsidiums Frankfurt (Oder): „Im gesamten Jahr 2002 haben wir beispielsweise für 2668 Einbrüche in Bungalows 269 Tatverdächtige ermittelt. Darunter waren 41 polnische Bürger. Bis zum November 2003 wurden für 2020 Einbrüche 274 Tatverdächtige registriert, darunter 19 Polen.“

Dass die Zahl der an Einbrüchen in Gartenanlagen und Garagen beteiligten Polen leicht zurückgegangen ist, führt Salender auf die bessere Zusammenarbeit mit den Kollegen jenseits von Oder und Neiße zurück: „Gemeinsame deutsch-polnische Streifen haben da in den vergangenen Jahren viel bewirkt. Der Polizist aus Slubice kennt eben seine Pappenheimer, auch wenn er ihnen auf einem Markt in Frankfurt begegnet.“ Trotzdem weist die Kriminalstatistik gerade für grenznahe Orte einen überdurchschnittlich großen Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger auf. Er betrug 2002 beispielsweise in Guben und Forst 57,9 beziehungsweise 62,1 Prozent. Im 35 Kilometer von der Grenze entfernten Cottbus waren es nur 10,4 und in Spremberg 8,4 Prozent. Experten sind überzeugt, dass sich dies aufgrund des wirtschaftlichen Gefälles auch mit dem EU-Beitritt Polens nicht ändern wird.

Polnische Wissenschaftler weisen seit langem darauf hin, dass beispielsweise jugendliche Kleinkriminelle auf Verständnis in der polnischen Bevölkerung hoffen können. Auch deshalb sei zu befürchten, dass sie bei Diebeszügen weiter ein aus westlicher Sicht unverhältnismäßig hohes Risiko eingehen.

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