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Brandenburg: EKO Stahl: Abkühlung am Warmwalzwerk

Einen Tag lang befand sich die Stadt im Ausnahmezustand: Rund die Hälfte der mehr als 3000 Arbeitsplätze bei der EKO Stahl GmbH in Eisenhüttenstadt sei bedroht, hatte die "Märkische Oderzeitung" am Mittwoch berichtet. Niemand wusste, woher das Blatt diese Information hatte.

Einen Tag lang befand sich die Stadt im Ausnahmezustand: Rund die Hälfte der mehr als 3000 Arbeitsplätze bei der EKO Stahl GmbH in Eisenhüttenstadt sei bedroht, hatte die "Märkische Oderzeitung" am Mittwoch berichtet. Niemand wusste, woher das Blatt diese Information hatte. Aber viele witterten eine Katastrophe.

Immerhin hat der Wirbel auch die Zentrale des französischen Usinor-Konzerns, zu dem EKO gehört, zu einer Stellungnahme veranlasst: Die Schließung des Warmwalzwerkes in Eisenhüttenstadt werde nicht erwogen, heißt es darin. Bisher hatte sich Usinor nicht zur Zukunft von EKO geäußert.

Endgültig vom Tisch sind die Sorgen der Belegschaft allerdings nicht. Denn auch die Stahlwerker kennen noch keine Einzelheiten der geplanten Fusion von Usinor mit den Konzernen Aceralia und Arbed zum weltgrößten Stahlkonzern. Seit Bekanntwerden der Pläne vor zwei Monaten machen Gerüchte die Runde, dass die zu Arbed gehörenden Stahlwerke Bremen billiger produzierten und Eisenhüttenstadt in Gefahr gerate, sobald Überkapazitäten abgebaut werden müssen. Neben dem Warmwalzwerk steht angeblich auch die so genannte Flüssigstrecke zur Disposition. In der Flüssigstrecke wird Roheisen hergestellt und Rohstahl erschmolzen, der dann im Warmwalzwerk weiterverarbeitet wird.

"Wir reagieren lieber übersensibel", sagte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall in Ostbrandenburg, Peter Ernsdorf. Die Gewerkschaften wollen um jeden Preis verhindern, dass sich in Eisenhüttenstadt eine scheinbar typisch ostdeutsche Geschichte wiederholen könnte: Ein "großherziger Investor" kommt, um einen ostdeutschen Wirtschaftsstandort zu retten. Dafür kassiert er große Mengen Fördermittel - und macht den Betrieb anschließend zu, weil sich die Geschäfte doch nicht so rosig entwickelt hätten wie erwartet. Musterbeispiel in der Region ist das Halbleiterwerk Frankfurt (Oder) mit seinen einst mehr als 8000 Mitarbeitern, dessen Sterben nach der Wende durch mehr als zwei Millionen Mark monatlicher Zuschüsse vom Land nur verlängert, aber nicht verhindert wurde. "Wir sind hier gebrannte Kinder", sagte der EKO-Betriebsratsvorsitzende Holger Wachsmann angesichts solcher Erfahrungen.

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