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Brandenburg: EKO-Stahl: Keine Einzelheiten zu einer Fusion bekannt

Die Geschäftsleitung der EKO Stahl GmbH hat Presseberichte zurückgewiesen, wonach in dem Unternehmen etwa 1500 Arbeitsplätze gefährdet seien. Berichte über einen geplanten Stellenabbau entbehrten jeder Grundlage, sagte Unternehmenssprecher Jürgen Schmidt.

Die Geschäftsleitung der EKO Stahl GmbH hat Presseberichte zurückgewiesen, wonach in dem Unternehmen etwa 1500 Arbeitsplätze gefährdet seien. Berichte über einen geplanten Stellenabbau entbehrten jeder Grundlage, sagte Unternehmenssprecher Jürgen Schmidt. In einem Schreiben der Geschäftsführung an die Belegschaft heißt es, dass es weder bei EKO Stahl noch in der Zentrale des Mutterkonzerns Usinor Beschlüsse zur Schließung der Flüssiglinie und des Warmwalzwerkes in Eisenhüttenstadt gebe. Zur geplanten Fusion der französischen Usinor-Gruppe mit dem luxemburgischen Konzern Arbed und dem spanischen Aceralia zum weltgrößten Stahlkonzern heißt es jedoch: "Einzelheiten der organisatorischen Gliederung des Konzerns sind noch nicht bekannt."

Solche vagen Formulierungen heizen offenbar schon seit Bekanntwerden der Fusionspläne vor zwei Monaten die Gerüchteküche an. EKO-Betriebsratsvorsitzender Holger Wachsmann verlangt von der Konzernzentrale deshalb schnell ein verbindliches Bekenntnis zum Standort Eisenhüttenstadt: "Es ist doch klar, dass wir übersensibel sind bei so einer Geschichte. Natürlich wird niemand kommen und morgen unsere Flüssiglinie schließen. Aber wir wollen langfristig Sicherheit." Gerade die jetzige Struktur sei ein Trumpf von EKO, weil praktisch alle zur Stahlherstellung notwendigen Arbeitsschritte und der Vertrieb am selben Ort konzentriert seien. Dieser Standortvorteil ginge bei einer Ausgliederung einzelner Teile der Produktion komplett verloren.

Die Gewerkschaft IG Metall kündigte für den Fall eines Stellenabbaus bei EKO Stahl "vielschichtige Proteste" an. Das Dementi aus Eisenhüttenstadt bedeute keine Entwarnung, sagte Peter Ernsdorf, Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Ostbrandenburg. "Jetzt steht dringend eine Erklärung aus Paris an." Ohne Warmwalzwerk wäre EKO "nur noch ein Torso", der nicht auf Dauer überleben würde, fürchtet Ernsdorf. Aus wirtschaftlicher Sicht sei ein Stellenabbau absurd: "EKO ist dicke in den schwarzen Zahlen."

Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) äußerte sich optimistisch zur Zukunft von Eisenhüttenstadt: "EKO-Stahl ist nicht akut gefährdet. Aber ich habe Verständnis dafür, dass Betriebsrat und Gewerkschaften Sorgen haben", sagte er dem Tagesspiegel. Zwar habe Eisenhüttenstadt mit seiner Osteuropa-Kompetenz innerhalb der Usinor-Gruppe einen klaren Stellenwert. Aber im Zuge der geplanten Fusion der Stahlkonzerne sei es "wichtig, dass Eisenhüttenstadt nicht in die Rolle eines Mauerblümchens hineingerät".

Mitarbeiter der Stadtverwaltung von Eisenhüttenstadt gaben sich gestern wortkarg: Bürgermeister Rainer Werner sei "offiziell nicht da", sondern im Urlaub, hieß es im Büro des Stadtoberhauptes. Auch die Leiterin des Amtes für Wirtschaftsförderung erklärte nur knapp, dass sie "dazu keine Auskunft" geben wolle. Im August des vergangenen Jahres hatte der Stahlproduzent sein 50-jähriges Bestehen gefeiert. Seit 1990 wurden rund 1,8 Milliarden Mark investiert; 630 Millionen davon allein in das Warmwalzwerk.

Vor der Wende hatte das damalige "Eisenhütten-Kombinat Ost" rund 12 000 Mitarbeiter. Auch mit den verbliebenen 3100 Beschäftigten ist die EKO Stahl GmbH heute der mit Abstand größte Arbeitgeber in Eisenhüttenstadt: Zu den Arbeitsplätzen im Werk selbst kommen mehr als 2000 Stellen bei Zulieferern. So ist auch der zweitgrößte Arbeitgeber der Stadt mit 42 300 Einwohnern ein Unternehmen der Stahlbranche. Welche Bedeutung dieser Sektor für die Region hat, lässt sich anhand der anderen Wirtschaftszweige ermessen: Das drittgrößte Unternehmen der Stadt, ein Energieversorger, beschäftigt nur 245 Menschen. Auf dem vierten Platz folgt ein Bäckereibetrieb mit 151 Mitarbeitern. Die Arbeitslosenquote von Eisenhüttenstadt liegt bei 19,4 Prozent. "EKO ist hier gut aufgehoben", sagt Peter Ernsdorf von der IG Metall. Eine Stilllegung von Teilen des Stahlwerkes wäre seiner Ansicht nach katastrophal: "Davon würde sich die Region hier nicht erholen."

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