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Brandenburg: Entsetzen nach Vergewaltigung in Eberswalde

Die Vergewaltigung einer 15-Jährigen in Eberswalde hat bundesweit Reaktionen ausgelöst. Neben der verschleppten Informationspolitik durch das Polizeipräsidium wurde vor allem kritisiert, dass der mutmaßliche Täter Rene S.

Die Vergewaltigung einer 15-Jährigen in Eberswalde hat bundesweit Reaktionen ausgelöst. Neben der verschleppten Informationspolitik durch das Polizeipräsidium wurde vor allem kritisiert, dass der mutmaßliche Täter Rene S. war Freigänger war. Der 27-Jährige saß im Offenen Vollzug der Berliner Justizvollzugsanstalt Hakenfelde wegen zweifacher Vergewaltigung eine Strafe ab. Die Berliner Justizverwaltung lässt nach Angaben vom Freitag untersuchen, ob diese gelockerte Haftverbüßung wie vorgeschrieben "besonders gründlich" geprüft wurde. Vom Ergebnis hänge ab, welche Konsequenzen zu ziehen sind.

Mit Empörung reagierte der Chef der Brandenburger Polizeigewerkschaft, Frank Domanski, auf den Vorfall. "Wir stellen uns die Frage, warum der Mann freikam und erneut zuschlagen konnte", sagte er. Die Kollegen seien emotional sehr aufgewühlt und erbost. Gleichzeitig hätten sie kein Verständnis für das Verschweigen der Tat durch das Eberswalder Polizeipräsidium. Die Tat ereignete sich bereits am vergangenen Sonnabend, war jedoch erst am Donnerstagabend öffentlich geworden - durch Mitteilung der Polizeigewerkschaft. Die Begründung des Polizeipräsidiums, die Öffentlichkeit sei "aus Gründen des Opferschutzes" nicht über den Fall in Kenntnis gesetzt worden, bezeichnete der Gewerkschafter als "dummes Zeug". Die Gesellschaft habe ein Recht auf Information. Keine Kritik an der Öffentlichkeitsarbeit der Eberswalder äußerte das Brandenburger Innenministerium. Es sei üblich, bei Vergewaltigungen "aus Gründen des Opferschutzes" mit Pressemeldungen extrem zurückhaltend zu reagieren, sagte Sprecher Heiko Homburg.

Rene S. verbüßte seine Haftstrafe von drei Jahren und zehn Monaten Haft seit September 2000 in der JVA Hakenfelde. Dort verbrachte er nach bisherigen Erkenntnissen nur die Nächte. Tagsüber erhielt er Freigang. Am Tattag von 13 bis 23 Uhr laut Justizverwaltung Ausgang. Der Vollzug sei erst nach Prüfung durch die Anstalt gelockert worden. Begleitet worden sei dies von einer Therapie am Institut für Forensische Psychiatrie der Freien Universität Berlin. In seiner Wohnung in Berlin-Weißensee surfte Rene S. oft im Internet, nahm in Chatrooms Kontakt zu anderen Internet-Nutzer auf - darunter auch die 15-Jährige aus Eberswalde.

Per SMS verabredeten sie sich zu dem Treffen am Sonnabend, wo der Mann die Minderjährige vergewaltigt haben soll. Das Mädchen erstattete Anzeige, und der Mann wurde in seiner Berliner Wohnung festgenommen. Über die im Handy des Mädchens gespeicherte Nummer war er schnell ermittelt worden. Wie die Polizei in Eberswalde gestern erklärte, habe der Mann eingeräumt, mit dem Mädchen geschlafen zu haben. Zum Vorwurf der Vergewaltigung hätte er sich bislang nicht geäußert. Derzeit befindet sich der Straftäter in Untersuchungshaft in einem Brandenburger Gefängnis. Die Staatswanwaltschaft Frankfurt (Oder) verweigerte Angaben zum Zustand des Mädchens. "Bei uns ist alles optimal gelaufen", sagte ein Behördensprecher. Binnen Stunden sei der Verdächtige gefasst worden.

Als "Skandal" bezeichnete die Opferschutzorganisation "Weißer Ring" die Ereignisse. Der Schutz der Bevölkerung müsse Vorrang vor "zweifelhaften Resozialisierungsmaßnahmen" besitzen, erklärte Sprecher Helmut K. Rüster. "Unfassbar" sei die Tatsache, dass ein unter Aufsicht des Staates stehender Straftäter die Möglichkeit hatte, mit seinem späteren Opfer per Handy Kontakt aufzunehmen. Die Berliner CDU kündigte an, die parlamentarischen Instrumentarien zu nutzen, um die derzeitige Praxis der Hafterleichterung umfassend zu prüfen.

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