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Brandenburg: Enttarnter V-Mann: Welche Daten waren im Computer des Neonazis Carsten S.?

Die Affäre um den Computer des ehemaligen V-Mannes und Neonazi-Anführers Carsten S. bleibt undurchsichtig.

Von Frank Jansen

Die Affäre um den Computer des ehemaligen V-Mannes und Neonazi-Anführers Carsten S. bleibt undurchsichtig. Die NPD teilte gestern mit, dass sie den Datenspeicher von August bis September in ihrer Obhut hatte und die darin enthaltenen Informationen "auswerten" konnte. Nach etwa vier Wochen habe sich das Landeskriminalamt (LKA) gemeldet und um die Herausgabe des Computers gebeten, sagte der Sprecher des NPD-Landesverbandes Berlin-Brandenburg, Thomas Salomon. Daraufhin seien die Daten "komplett gelöscht" und das Gerät an das Landeskriminalamt übergeben worden. Die brandenburgischen Sicherheitsbehörden hatten, wie berichtet, versäumt, den Computer zu beschlagnahmen, als Carsten S. im Juli als V-Mann des Verfassungsschutzes enttarnt worden war. Das Innenministerium teilte jedoch mit, in dem Rechner seien keine brisanten Informationen gespeichert gewesen. Diese hätten sich in einem zweiten Gerät von Carsten S. befunden. Es sei eingezogen worden, als der enttarnte V-Mann vor seinen "Kameraden" in Sicherheit gebracht werden musste.

Der NPD-Sprecher machte sich jedoch über das Landeskriminalamt lustig: "Die wollten den Computer gerne haben, weil sie ihn vergessen hatten". Salomon deutete an, dass die Partei trotz Löschung der Daten weiterhin über die im Computer gefundenen Informationen verfügt. "Da ist viel Zündstoff drin", behauptete Salomon. Was die Partei nun angeblich weiß, wollte er nicht mitteilen. Salomon sagte nur, der Fall Carsten S. werde "eine große Rolle spielen", sollte beim Bundesverfassungsgericht ein Antrag auf Verbot der NPD eingehen.

Carsten S. war seit vielen Jahren in der Neonazi-Szene aktiv und diente sich 1994 dem brandenburgischen Verfassungsschutz an. Da S. bis zur Enttarnung eine Führungsrolle im braunen Milieu der Region Berlin-Brandenburg einnahm und in der rechtsextremen Spitzelkampagne "Anti-Antifa" mitmischte, schließen Sicherheitsexperten nicht aus, dass die NPD im Computer persönliche Daten von Linken und anderen Gegnern der Rechten gefunden hat.

Die Partei hatte sich laut Innenministerium den Computer und weitere Gegenstände widerrechtlich angeeignet. Die Ladenwohnung von Carsten S. in Königs Wusterhausen war von der Polizei versiegelt worden, als Carsten S. ins Zeugenschutzprogramm genommen werden musste. NPD-Mitglieder kamen trotzdem an den Rechner heran. Parteisprecher Salomon sagte nur, ihm sei unbekannt, ob die Ladenwohnung versiegelt war. Er sei nicht dabei gewesen, als der Computer abgeholt wurde.

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