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Brandenburg: Er wollte nur eine Zigarette: Prozessauftakt um Aussiedler-Tod Teilgeständnis eines Angeklagten / Staatsanwalt: Täter schlugen „wie von Sinnen zu“

Neuruppin. Mit einem Teilgeständnis begann am Mittwoch der Prozess zum gewaltsamen Tod des Aussiedlers Kajrat Batesov.

Von Frank Jansen

Neuruppin. Mit einem Teilgeständnis begann am Mittwoch der Prozess zum gewaltsamen Tod des Aussiedlers Kajrat Batesov. Marko F. (21), einer von insgesamt fünf Angeklagten, sagte vor der Zweiten Großen Strafkammer des Landgerichts Neuruppin, er habe etwa zehnmal auf eine Person eingetreten und geschrieen „bleib liegen, Scheiß Russe“. Er habe auch einem weiteren Aussiedler Tritte verpasst.

Bei dem Angriff am 4. Mai 2002 in Wittstock wurde der 24 Jahre alte Batesov so schwer verletzt, dass er 19 Tage später starb. Sein Begleiter, Maxim Kartagusov (21), wurde ebenfalls verprügelt. Die Staatsanwaltschaft wirft Marko F., Mike Sch. (20), Patrick Sch. (22) und Ralf A. (21) gemeinschaftlichen Totschlag vor, dem Angeklagten Michael H. (22) gefährliche Körperverletzung.

Staatsanwalt Kai Clement schilderte in der Anklage einen Gewaltexzess. Nach dem Ende einer Tanzveranstaltung in einer Wittstocker Diskothek habe Kartagusov draußen die herumstehenden Marko F., Patrick Sch., Ralf A. und Michael H. um Zigaretten gebeten. Die Vier hätten die Störung ihres Gesprächs als „Zumutung“ empfunden, sagte Clement. Nach „verbalen Provokationen“ habe die inzwischen auf fünf Personen angewachsene Gruppe „in stillschweigender Übereinkunft“ beschlossen, die beiden Aussiedler anzugreifen. Marko F. und Patrick Sch. hätten „wie von Sinnen“ Kartagusov geschlagen und getreten. Dann habe Marko F. Batesov traktiert. Laut Anklage hat F. anschließend auf einem nahen Grundstück einen 17,75 Kilogramm schweren Feldstein geholt und auf den Oberkörper des schon reglos am Boden liegenden Batesov geworfen. Clement korrigierte damit eine Auskunft der Staatsanwaltschaft von dieser Woche, der Stein wiege nur knapp zwei Kilo.

Batesov erlitt schwere Verletzungen an Kopf, Leber, Magen, Bauchspeicheldrüse und rechter Niere. Am 23. Mai starb der Aussiedler im Krankenhaus Pritzwalk. Batesovs Mutter, die im Prozess als Nebenklägerin auftritt, weinte, als Clement die Anklage verlas.

Marko F. bestritt, den Feldstein geworfen zu haben. Er wisse auch nicht, in wessen Händen der Stein gewesen ist. Ausführlich beschrieb F., wie er in der Nacht Kokain und Alkohol konsumiert haben will. Auch andere Angeklagten sprachen von ausgiebigen Erfahrungen mit Haschisch und Ecstasy. Alle Fünf betonten, sie gehörten nicht zur rechten Szene. Die Polizei entdeckte allerdings bei einer früheren Festnahme von Mike Sch. auf dessen Handydisplay ein Hakenkreuz und die Worte „immer, ewig“. Mike Sch. meinte, das Hakenkreuz habe ihm jemand aus dem Internet geschickt. Der Prozess wird Montag fortgesetzt.

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