zum Hauptinhalt
Aufklärung über Sekten wie Scientology leistete der evangelische Pfarrer Thomas Gandow. Dafür erhält er jetzt das Bundesverdienstkreuz.

© picture alliance / dpa

Evangelische Sektenarbeit: Bundesverdienstkreuz für Scientology-Experten

Thomas Gandow, der evangelische Pfarrer und ehemalige Beauftragte für Sekten- und Weltanschauungsfragen, erhält das Bundesverdienstkreuz. Seine Nachfolge bleibt weiterhin ungeklärt.

Der langjährige Beauftragte für Sekten- und Weltanschauungsfragen der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), Pfarrer Thomas Gandow, erhält das Bundesverdienstkreuz. Die Auszeichnung wird ihm an diesem Freitag von Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD) überreicht. Der als Scientology-Experte bundesweit bekannt gewordene Gandow war im August 2011 aus Altersgründen in den Ruhestand getreten. Seine Stelle indes ist bis zum heutigen Tag vakant.

Denn die ursprünglichen Pläne der EKBO, gemeinsam mit der Evangelischen Landeskirche Anhalts, der kleinsten Landeskirche in der EKD, einen neuen Sektenbeauftragten zu berufen, hätten sich zerschlagen, berichtet der Sprecher der in Dessau angesiedelten Kirche, Johannes Killyen. Schuld daran seien „personelle Gründe“ gewesen. Auch im Konsistorium der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz gibt es derzeit noch keine konkreten Pläne, wie künftig mit der Beratung von Eltern, deren Kinder in eine Sekte eingetreten sind oder Anfragen von Kirchengemeinden, die einen Gemeindeabend zu den Gefahren von Scientology veranstalten wollen, umgegangen wird. „An unserem Infotelefon erreichen uns wöchentlich Anfragen zu Sekten und neuen religiösen Bewegungen“, sagt der Pressesprecher der EKBO, Volker Jastrzemsbki. Die Anrufer erkundigten sich zu Scientology ebenso wie zu charismatischen christlichen Gemeinden. „Wir versuchen dann, die Anfragen so gut wie möglich zu beantworten – manchmal hilft der Verweis zum Sektenbeauftragten des Berliner Senats, und wenn es sich um seelsorgerliche Fälle handelt, versuchen wir an die Kirchengemeinden zu vermitteln." Doch die EKBO will die Arbeit Gandows fortsetzen: „Nachdem die Gespräche mit der Evangelischen Landeskirche Anhalts leider nicht so schnell zum gewünschten Ergebnis geführt haben, suchen wir gemeinsam mit anderen Gliedkirchen weiter nach einem tragfähigen Modell, um die notwendigen Auseinandersetzung mit Sekten- und Weltanschauungsfragen fortzuführen.“, sagt Pröpstin Friederike von Kirchbach.

Darüber würde sich auch die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in der Auguststraße freuen. Die von dem Theologen Reinhard Hempelmann geleitete Einrichtung gehört zur Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und hat die Aufgabe, die Sektenarbeit der 23 Landeskirchen zu koordinieren. „Seit Thomas Gandow im Ruhestand ist, bekommen wir mehr Anfragen aus der EKBO“, sagt Hempelmann. Die Anrufer wollten wissen, welche Position die Evangelische Kirche gegenüber einer bestimmten anderen Kirche oder Religion vertritt. „Die EZW ist aber der Meinung, dass es in den Landeskirchen funktionsfähige Formen der Sekten- und Weltanschauungsarbeit geben sollte“, sagt Hempelmann. „Als bundesweite Einrichtung können wir nicht in dem Maße Beratung vor Ort anbieten, in dem das ein landeskirchlicher Pfarrer tut.“

Zur Startseite