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Brandenburg: Fachkräfte werden knapp

2015 fehlen Brandenburgs Unternehmen 200 000 gut ausgebildete Mitarbeiter

Potsdam - Brandenburg droht in den nächsten Jahren ein dramatischer Fachkräftemangel. Nach einer im Auftrag des Arbeitsministeriums entstandenen Studie des Instituts für praxisorientierte Forschung und Beratung der Universität Jena benötigt Brandenburgs Wirtschaft bis 2015 rund 200 000 gut ausgebildete Fachkräfte. Der Grund: In den kommenden zehn Jahren geht jeder vierte derzeit Beschäftigte in Rente.

Falls nicht rechtzeitig vorgesorgt werde, könne es zur Abwanderung von Unternehmen aus dem Land kommen, warnte der Forschungsleiter Michael Behr von dem Jenaer Institut. 44 Prozent der befragten Industrieunternehmen hielten es für realistisch, dass Fachkräftemangel die weitere wirtschaftliche Entwicklung bremsen könnte. Schon heute schätzten 40 Prozent der Betriebe im verarbeitenden Gewerbe das Angebot an Facharbeitern und Ingenieuren als schlecht bis sehr schlecht ein.

Arbeitsministerin Dagmar Ziegler (SPD) betonte, dass es „zum Umsteuern noch nicht zu spät“ sei. Wenn man sich jetzt auf den Bedarf der Wirtschaft einstelle, sei mittelfristig eine deutliche Entlastung des brandenburgischen Arbeitsmarktes zu erwarten. „Dadurch wird sich das Problem der Arbeitslosigkeit zwar nicht in Luft auflösen, doch werden sich die Chancen für junge Menschen deutlich verbessern“, sagte sie bei der Vorstellung der Studie.

Auch Forschungsleiter Behr ist überzeugt, dass die kommende „Verrentungswelle“ spürbar zur Senkung der Arbeitslosenzahlen in Brandenburg beitragen werde. Er sprach vom größten personellen Umbruch seit der Nachwendezeit, als viele Erwerbstätige in den Vorruhestand gingen. Die danach eingetretene „Blockade“ beim altersbedingten Personalersatz finde jetzt ihr Ende. In Brandenburg ist der Studie zufolge mittlerweile jeder vierte Arbeitnehmer 50 Jahre und älter.

Selbst wenn das Rentenalter angehoben werden sollte, würden bis 2015 noch etwa 190 000 Fachkräfte benötigt. Bleibt es beim derzeitigen Rentenalter, wären es bis zu 210 000. Zum Vergleich: Im April waren in Brandenburg 256 900 Menschen arbeitslos gemeldet. Die Situation ist nach Behrs Angaben in allen neuen Bundesländern ähnlich.

Allerdings sind Branchen und Berufsgruppen ganz unterschiedlich betroffen: Unter denen, die bis 2015 in Rente gingen, seien besonders viele Hochqualifizierte, sagte Behr. Denn je höher die Qualifikation, desto höher der Anteil an den über 50-Jährigen. Hingegen werde es auch künftig wenig Nachfrage nach Un- und Angelernten geben. Die Hochqualifizierten, die sich auf die richtigen Branchen spezialisierten, hätten die besten Chancen. Zu den Branchen mit guten Möglichkeiten für den Nachwuchs gehören laut Studie unter anderem die verarbeitende Industrie, der Fahrzeugbau, die Landwirtschaft und Dienstleistungen.

Michael Mara

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