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Brandenburg: Fall Schmökel: Anklage soll schärfer werden

Staatsanwalt will Gewalttäter dreifachen Mordversuch zur Last legen, statt bisher versuchten Totschlag

Neuruppin. Der Gewaltverbrecher Frank Schmökel muss mit einer verschärften Anklage rechnen. Bislang wird ihm von der Staatsanwaltschaft Raubmord und dreifacher versuchter Totschlag vorgeworfen. „Seine bisherigen Aussagen und die Aufzeichnungen im Tagebuch und Briefen reichen möglicherweise zur Verurteilung wegen dreifachen versuchten Mord und Raubmord aus", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Hartmut Oeser gestern im Neuruppiner Landgericht. „Ich gehe vom Vorsatz aus. Herr Schmökel attackierte bei seiner Flucht die beiden Pfleger und seine Mutter mit einem Messer und nahm deren Tod zumindest billigend in Kauf. Schmökel hatte im Herbst 2000 bei einem Hausbesuch in Strausberg seine Mutter und zwei Pfleger zum Teil lebensgefährlich verletzt und anschließend einen Rentner nach eigenen Geständnis mit einem Spaten erschlagen.

Allerdings deutet alles daraufhin, dass der heute 40-jährige Schmökel weiterhin in der Klinik für psychisch Kranke im Maßregelvollzug untergebracht wird. Der Chefarzt Ingolf Piezka bescheinigte ihm eine „Störung der Persönlichkeit“. Diese habe ihre Wurzeln in der Kindheit. Auch die Unterbringung in einem Jugendwerkhof und in der Isolationshaft im Bautzener Gefängnis wegen versuchter Republikflucht 1989 hätten ihn geprägt. „Natürlich gehen an einem Menschen auch zehn Jahre Maßregelvollzug nicht spurlos vorbei“, sagte Piezka. „Aber die Persönlichkeitsstörung hat er auf keinem Fall erst in dieser Einrichtung erhalten.“ Noch 1998 hatte der Fachmann bei Schmökel eine „sexuell bedingte Störung“ festgestellt. „Diese Diagnose einer Pädophile muss ich heute nachdrücklich revidieren“, sagte Ingolf Piezka, der den Patienten seit dem Herbst 2000 im Maßregelvollzug beaufsichtigt. Nach seiner Einschätzung verfolgt Schmökel in den Therapiegesprächen eine klare Strategie. Er versuche die Psychologen zu manipulieren. Dabei sei er nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht.

Frank Schmökel äußerte in der anschließenden Befragung „ein völliges Unverständnis“ über die Einschätzung des Chefarztes. „Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich denken soll. Ich dachte, ich leide an einer sexuellen Störung“, sagte er. „Nun habe ich anscheinend nur noch Gewaltgedanken im Kopf.“ Alles, was er im Maßregelvollzug tue, könne nicht einfach nur schlecht sein. Schließlich helfe er anderen Patienten. „Einerseits wird mir Intelligenz zugesprochen, andererseits wirft man mir manipulative Hintergedanken vor.“ Er beschwerte sich über die seiner Meinung nach mangelhafte Betreuung im Maßregelvollzug. „Manchmal habe ich fünf Wochen lang keinen Psychologen gesehen. Die haben mich einfach hängen lassen“, erklärte Schmökel mit ruhiger Stimme.

An vorigen Verhandlungstagen hatte Schmökel die Schuld für seine Taten auch dem Maßregelvollzug gegeben. Hier hätte sich so viel Hass aufgestaut, dass er rot gesehen habe. Gegenüber einem Psychologen schilderte er seinen Angriff auf den Strausberger Rentner während der Flucht mit den Worten: „Ich habe ihn umgebracht, weil ich einfach Lust hatte, einen Menschen zu töten.“ Das ging aus einem verlesenen Protokoll hervor. Gestern bestritt er die Tötungsabsicht. Er habe zwar mit dem Spaten zugeschlagen, aber den Mann nicht ermorden wollen.

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