zum Hauptinhalt

Brandenburg: Fall Ulrike: Heftige Kritik an Fahndungsarbeit der Polizei

Im Fall der seit einer Woche verzweifelt gesuchten 12-jährigen Ulrike Brandt aus Eberswalde sieht sich die Polizei wachsender Kritik ausgesetzt. Viel zu spät sei der Zusammenhang zwischen einem ausgebrannten VW Polo und dem Verschwinden des Mädchens erkannt worden, beklagten sich Einwohner.

Im Fall der seit einer Woche verzweifelt gesuchten 12-jährigen Ulrike Brandt aus Eberswalde sieht sich die Polizei wachsender Kritik ausgesetzt. Viel zu spät sei der Zusammenhang zwischen einem ausgebrannten VW Polo und dem Verschwinden des Mädchens erkannt worden, beklagten sich Einwohner. In dem Autowrack waren Reste eines Rucksacks, einer Haarspange und einer Flasche gefunden worden. Die Mutter von Ulrike identifizierte die Teile als Eigentum ihrer Tochter. Die Polizei wollte noch keine Bestätigung geben, dass sich das Mädchen tatsächlich in dem Auto aufgehalten hatte. Die kriminaltechnischen Untersuchungen dauerten gestern noch an.

Innenminister Jörg Schönbohm beorderte die Präsidentin des Eberswalder Polizeipräsidiums aus ihrem Urlaubsort in Spanien zurück. Ihr Verhalten sei "nicht sachgerecht". Unter diesen Umständen in Urlaub zu fahren, sei unangemessen gegenüber den Eltern, den Beamten, dem Amt und der Öffentlichkeit. "In einer solchen Situation gehört der Kommandant auf die Brücke".

Grafik: Die Fundorte

Am Donnerstag wurden zwischen Eberswalde und Finow Fotos von dem ausgebrannten Auto verteilt. Es war am Donnerstag vergangener Woche gegen 21 Uhr an einem Bahndamm nördlich von Bernau von der Feuerwehr gelöscht worden. Sechs Stunden zuvor hatte der Fahrer dieses in Strausberg gestohlenen Polos offenbar einen Unfall mit der 12-Jährigen auf der Biesenthaler Straße am Rande des Eberswalder Ortsteiles Finow. Das Mädchen wollte mit dem Rad vom elterlichen Wohnhaus zu einer Sporthalle fahren. Lacksplitter am Fahrrad deuteten auf einen VW. Nach der Kollision hatte der Mann wahrscheinlich das Mädchen in das Auto verschleppt. Mehreren Zeugen waren Schreie aufgefallen.

Unklar blieb auch gestern noch das weitere Geschehen. Mehrere Varianten machten die Runde: Der gesuchte 20- bis 25-jährige Mann könnte das Mädchen nach dem Unfall weggefahren und in ein Versteck gebracht haben. Um Spuren zu verwischen, steckte er das Auto danach in Brand. Denkbar wäre aber auch eine durch den Mann erzwungene Begleitung Ulrikes bis zum Fundort des Autos und ein anschließendes Verstecken des Mädchens. Auf diese beiden Möglichkeiten deuteten gestern wieder die Suchaktionen der Polizei hin. Rund 480 Hinweise aus der Bevölkerung auf den möglichen Aufenthaltsort von Ulrike und ihren mutmaßlichen Entführer dienten als Anhaltspunkte. Erneut kreiste ein Hubschrauber mit Wärmebildkameras, die Bundeswehr setzte Tornado-Aufklärungsflieger ein.

Der Staatssekretär im Innenministerium, Eike Lancelle, wies den Vorwurf einer Fahndungspanne zurück. Die Polizei arbeite in dem Fall vorbildlich und mit großem Eifer.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false