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Fallschirmspringen: Aus den Wolken gefallen

Bei einem Tandemfallschirmsprung wird der Traum vom Fliegen wahr – zumindest für 50 Sekunden. Auf dem Flugplatz Gransee können wagemutige Gäste den Adrenalinrausch in der Luft erleben.

In 4000 Metern Höhe ist es so weit: Die Beine baumeln bereits aus dem Flugzeug. Unter den Füßen ziehen weiße Wolken wie Federkissen vorüber. Jetzt bloß nicht kneifen. Fliehen kann man sowieso nicht mehr. Wohin denn? Es gibt nur eine Richtung: nach unten. Also noch ein bisschen Luft schnappen, Kopf nach hinten lehnen und...Exit!

Die nächsten 50 Sekunden sind der pure Wahnsinn. So lange dauert der freie Fall bei einem Tandemfallschirmsprung. Mit 200 Kilometern pro Stunde schießt man durch den blauen Himmel zu Boden. „Dieses Gefühl gibt es sonst nirgends“, sagt Mike Vetter.

Seit 2006 betreibt der 47-Jährige das Fallschirmsportzentrum GoJump auf dem Flugplatz Gransee (Oberhavel). Und bietet wagemutigen Gästen die Möglichkeit, den Adrenalinrausch in der Luft selbst zu erleben – in sicheren Händen. Dafür werden den Laien 15 geprüfte Sprunglehrer, die sogenannten Tandemmaster, zur Seite gestellt.

„Tandemsprünge gibt es in Deutschland seit 1987“, sagt Helmut Bastuck, Geschäftsführer des Deutschen Fallschirmverbands (DFV). Der Vorreiter war der US-amerikanische Ingenieur Bill Booth, der das erste Gurtzeug für Tandemsprünge konstruierte und damit das Fallschirmspringen für jedermann möglich machte. Seitdem zieht Skydiving, also das Himmelstauchen, immer mehr Fans in seinen Bann. Echte Adrenalin-Junkies springen aus Helikoptern oder stürzen sich von Berghängen.

Das Reiten kann gefährlicher sein

Was fast schon aberwitzig klingt, hat aber einen professionellen Hintergrund. „Man springt nicht einfach wild drauflos“, sagt Vetter. Nicht nur der Ablauf sei klar geregelt. Auch die Ausrüstung unterliege strengen Vorschriften. Das gilt auch für die Tandemsprünge. „Die Fallschirme dürfen nur von speziell geschultem Personal gepackt werden“, sagt Vetter. Außerdem werde das Material einmal im Jahr geprüft. Ein neuer Tandemgurt koste etwa 15 000 Euro. Geld, das Vetter gerne in die Hand nimmt. „Unsere Gurtzeuge sind nicht älter als ein Jahr.“

„Die meisten Tandemlehrer haben zigtausend Fallschirmsprünge hinter sich“, sagt Bastuck. Ein gewisses Risiko sei aber immer da. 40 000 Tandemsprünge werden im Schnitt pro Jahr deutschlandweit absolviert. Dabei werden acht bis zwölf schwere meldepflichtige Unfälle – wie es im Beamtendeutsch heißt – registriert. Dazu gehören Bänderrisse und Knochenbrüche. „Da ist das Reiten oder Fahrradfahren gefährlicher“, sagt Bastuck.

Im Prinzip kann jeder ab zwölf Jahren springen. „Nach oben gibt es keine Grenzen“, sagt Vetter. Entscheidend sind das Körpergewicht und die Körperproportionen. „Unser älteste Gast war 91“, sagt Vetter schmunzelnd. Obwohl kein ärztliches Attest erforderlich sei, sollte man körperlich fit sein.

„Es ist schon eine Überwindung“, weiß der Profi, der selbst seit 30 Jahren springt und zwölfmal Schweizer Meister wurde. Seitdem er mit 17 das erste Mal gesprungen ist, ließ ihn die Fallsucht nie wieder los. „Mit der Zeit wird das Fliegen das zentrale Thema.“

Eine Karte der DFV-Sprungplätze gibt es unter www.dfv.aero/Service/Plätze

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