zum Hauptinhalt

Brandenburg: Feiern wie zu Preußens Zeiten

Trotz leerer Kassen ließ sich Potsdam den Brandenburg-Tag nicht vermiesen. Und tausende Berliner feierten mit

Potsdam. Kein Irrtum, da klappern Hufeisen durchs alte Potsdam wie zu Preußens Zeiten. Auf der Langen Brücke bahnt sich gerade eine schwarze Hochzeitskutsche durch dichtes Menschengewimmel einen Weg. Dass ihr großer Tag just mit dem Landesfest zusammenfällt, sei Zufall, erzählt Birgit Süßenbach („wie Sauerfluss“), die Braut. Anfänglich sei man darüber nicht gerade erbaut gewesen. Doch jetzt freut sich das junge Potsdamer Paar über das einmalige Spalier tausender Schaulustiger, über die vielen Glückwünsche.

Dass man den Brandenburg-Tag trotz leerer Kassen feiert und dazu dieses Jahr in Potsdam, findet Süßenbach („Ich bin eine echte Brandenburgerin“) gut. „Die Brandenburger müssen mal wieder feiern lernen.“ Und sie tun es bei „Kaiserwetter“ an diesem Sonnabend auf ihre Weise, zusammen mit zehntausenden Gästen aus dem benachbarten Berlin. Es ist das Potsdamer Flair, diese heitere, unaufgeregte, gelassene Atmosphäre, schwärmt etwa Anne-Kathrin Luplow, die die Anreise aus der fernen Uckermark nicht bereut hat. Es herrscht keine Hektik, kein Gedränge, obwohl die vielen Bühnen, die Stände von Handwerkern und Biobauern, Krankenkassen, Medien, ja selbst der Politik überall dicht umringt sind – und das an sonst ziemlich verlassenen Potsdamer Orten. Auf dem brachliegenden Alten Markt etwa, wo einmal das Stadtschloss aufgebaut werden soll. Auf dem Bahnhofsvorplatz, auf dem Lustgarten, der zur Bundesgartenschau eingerichtet wurde, ja selbst in der Breiten Straße, der sechsspurigen Hauptverkehrsachse, die für das Landesfest kurzerhand dichtgemacht wurde.

Doch das Wagnis der Gastgeber wurde belohnt: So kann Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) schon am Mittag strahlend verkünden, dass hunderttausend Besucher über das Festgelände flaniert sind, Tendenz steigend. Längst rechnen die Veranstalter damit, dass es am Abend mehr als 200 000 sein werden. Und trotzdem, die Überraschung, sei das befürchtete große Verkehrschaos ausgeblieben. Während die Märker bummeln und flanieren, machen sich ihre Politiker allerdings richtig Stress. Das Kabinett ist nach einem generalstabsmäßigen Plan ausgeschwärmt. Ministerpräsident Matthias Platzeck und sein Vize Jörg Schönbohm, der rote und der schwarze „Landesvater“ hetzen, natürlich getrennt, im Eilschritt von Termin zu Termin. Was wäre ein Brandenburg-Tag ohne die Selbstdarstellung seiner Regierenden.

Zur Startseite