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Finanzkrise: Einkaufen in Polen wieder günstig

Noch im Sommer war der Spritpreis in beiden Ländern identisch. Nun kostet das Benzin bereits zehn Kilometer nach der polnischen Grenze weniger als einen Euro. Zu verdanken ist das dem Kurssturz des Zloty.

Seit langer Zeit ist gestern zum ersten Mal wieder eine besondere Marke unterschritten worden: Der Liter Super für weniger als einen Euro zu haben. Zwar stehen die „99-Cent-Zapfsäulen“ nicht in Deutschland, sondern auf der polnischen Oderseite bei Niederwutzen (Osinow Dolny). Aber vom Berliner Stadtzentrum liegt der Ort hinter dem Grenzübergang Hohenwutzen an der B 158 nur rund 65 Kilometer entfernt. Bei einem Preisunterschied von 25 Cent pro Liter lohnt sich schon wieder die Fahrt zu den Nachbarn, vor allem wenn gleich noch Zigaretten (die Stange unter 20 Euro – legal) oder andere Produkte eingekauft werden. Im Sommer hatte es noch einen Gleichstand der Spritpreise gegeben.

Allerdings sind die Basare oder Tankstellen gleich hinter der Grenze noch verhältnismäßig teuer. An den Markentankstellen in Slubice gegenüber von Frankfurt (Oder) kostete der Liter Super gestern 1,11 Euro. Zehn Kilometer weiter wurde es billiger.

Der aktuelle Preissturz bei den polnischen Händlern überrascht, hatte doch die Industrie- und Handelskammer Ostbrandenburg erst Mitte Oktober eine Studie unter dem Titel „Polen kein Schnäppchenparadies mehr“ veröffentlicht. Bei vielen Waren hätten sich die Preise in beiden Ländern nicht nur angeglichen, sondern ins Gegenteil entwickelt. Das habe zu einer überraschenden Umkehr der Einkaufsströme geführt. „Immer mehr polnische Bürger kaufen die Waren des täglichen Bedarfs zur Freude der deutschen Einzelhändler im Nachbarland ein“, stellten die Experten der deutsch-polnischen Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft im Auftrag der IHK fest.

Allerdings fanden die Preisvergleiche bei deutschen und polnischen Einzelhändlern beiderseits der Grenze bereits im Juli und August statt – also vor der Verschärfung der weltweiten Finanzkrise. Daher reagierte die polnische Presse schon bei Veröffentlichung der Studie mit „Verwunderung“ auf das angeblich eingeläutete Ende der Preisunterschiede. Das „Polnische News Magazin“ sprach von einer „abschreckenden Wirkung dieses Gutachtens zum Wohle der deutschen Wirtschaft“, das inzwischen längst fern der Realität liege.

Für seine Euro erhalte ein deutscher Käufer vielmehr immer mehr Waren in Polen, heißt es im Magazin. Das liege vor allem an einer „galoppierenden Abwertung des Zloty“, der zuletzt gegenüber fast allen Weltwährungen erhebliche Verluste erlitt. Dazu komme die Exportschwäche Polens, die die heimischen Lager überquellen und die Preise fallen lasse. An den Tankstellen drücke die gesunkene Nachfrage die Benzinpreise immer weiter nach unten. Dazu haben gewiss auch die in den letzten Wochen ausgebliebenen deutschen Tanktouristen beigetragen.

Die polnischen Medien stellen auch einen großen Preisunterschied zwischen der unmittelbaren Grenzregion und dem Landesinneren fest, wo derzeit vor allem Möbel, Küchen und Kleidung preiswerter seien. Ein fabrikneuer Mercedes sei sogar 20 Prozent billiger als in Deutschland.

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