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Finow: Große Pläne mit dem Geisterflugplatz

Auf dem Finower Flugfeld ist Ruhe, die Betreiber wollen das ändern: Künftig sollen dort große Maschinen landen. Berlins Senat lehnt das mit Verweis auf den Schönefelder Großflughafen ab.

Finow - Schüsse und Hundegebell empfangen den Besucher des Flugplatzes Finow. Doch es besteht kein Grund zur Panik. Auf dem rund 60 Kilometer nordöstlich Berlins gelegenen Terrain, auf dem nach dem Willen der Betreiber bald große Passagiermaschinen starten und landen sollen, geht alles in geordneten Bahnen zu. Die Märkische Schützengilde nutzt ein ober- und unterirdisches Gebäude an der Betonpiste für ihr trotz der Abschottung deutlich hörbares Hobby. Daran haben sich zumindest die Hunde auf dem benachbarten Parcours gewöhnt. Sie lassen sich beim Überwinden von Hindernissen und Barrieren aufs Kommando nicht stören.

Bis auf diese beiden Lebenszeichen herrscht weitgehend Ruhe auf diesem abgelegenen Flugplatz, der von manchen Berliner Politikern als Konkurrenz für den neuen Airport in Schönefeld gefürchtet wird.

Doch offensichtlich kennen sie den Zustand des Flughafens gar nicht aus eigener Anschauung. Der Tower, der so einen Namen gar nicht verdient, mutet eher wie ein Stellwerk einer Wald- und Wiesenbahn an. Das Gebäude ist in schlechtem Zustand, es gibt kein Empfangs- und Abfertigungsgebäude, keine Piloten- und Stewardess-Unterkunft, kein Café und Restaurant, keine Großtankstelle, also überhaupt keinen nennenswerten Service.

Der war auf dem 1938 zusammen mit der nahen Autobahn A 11 Berlin-Prenzlau entstandenen Militärflugplatz auch bisher nicht notwendig gewesen. Nach dem Kriegsende 1945 beschlagnahmten die sowjetischen Truppen das Gelände und räumten es erst wieder im Zuge des allgemeinen Truppenabzuges vor 14 Jahren. „Da liefen ständig die Motoren von vier Militär-Maschinen“, sagt ein am Zaun stehender Mann aus Hessen. „Das war Anfang der fünfziger Jahre, als ich als junger Bursche hier eine Gasleitung mit verlegt habe.“ Damals seien die russischen Truppen in ständiger Alarmbereitschaft gewesen, schließlich habe der Kalte Krieg eine beängstigende Lage heraufbeschworen.

Aufklärung über die konkreten Pläne mit dem Flugplatz gibt der Geschäftsführer der Tower Finow GmbH, Reinhard Wolk. Die Gesellschaft betreibt den recht bescheiden wirkenden Flugverkehr mit kleineren Maschinen. „Wir wollen die Möglichkeiten des Flugplatzes wesentlich erhöhen“, sagt Wolk. „Bislang dürfen wir nur Maschinen mit einem Gesamtgewicht von 14 Tonnen abfertigen, künftig sollen es aber 85 Tonnen sein.“ Entsprechende Anträge seien bei den zuständigen Planungsbehörden bereits vor längerer Zeit abgegeben worden. Das letzte Wort habe nun die gemeinsame Landesplanungsabteilung von Berlin und Brandenburg. Wann diese allerdings eine endgültige Entscheidung trifft, steht noch in den Sternen. „In diesem Jahr jedenfalls nicht mehr“, da sind sich alle Beteiligten sehr sicher.

Weitere Auskünfte will Geschäftsführer Reinhard Wolk nicht geben. „Wir sind eine seriöse Gesellschaft, die keine Forderungen oder Klagen über die Presse verbreiten lässt“, erklärt er. Nur eine Beteilung des irischen Billigfliegers Ryanair an der GmbH weist er entschieden zurück. Zur Gesellschaft gehörten zwölf Personen, die gemeinsam den Flugplatz zum Regionalflughafen entwickeln wollten. Das Ziel, in Finow große Maschinen von Boeing oder Airbus landen und abheben zu lassen, ist allerdings nicht neu. Ein österreichischer Bauunternehmer hatte schon Ende der neunziger Jahr den baldigen Start von Urlaubsfliegern nach Mallorca, einen großzügigen Ausbau des Flughafens und 4 000 Arbeitsplätze angekündigt. Der umtriebige Geschäftsmann hat zwar längst die Region verlassen, ist aber bei den Einheimischen unvergessen geblieben. Schließlich löste er eine Korruptionsaffäre aus, die zum Prozess gegen den Bürgermeister führte. Der musste nach vielem Hin und her seinen Posten letztlich räumen.

Den Flugplatz übernahm danach eine von Eberswalde und Finow gebildete Entwicklungsgesellschaft, die aber gleich zum Scheitern verurteilt war. Denn unter den von beiden Orten entsandten Vertretern erwiesen sich einige als harte Gegner eines Ausbaus. Jegliche Projekte wurden von ihnen blockiert.

Nun hofft die Tower Finow GmbH auf einen positiven Ausgang ihrer hochfliegenden Pläne. Wie es einmal sein könnte, zeigt die Foto-Wand im kleinen Bistro. Hier winken bekannte Namen in die Kamera: Fußball-Trainer Jürgen Klopp, Schauspielerin Anna Engelke, DJ Ötzi und die Gruppe City. Sie hatte alle es irgendwann einmal zum Finower Flugfeld verschlagen.

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