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„First Solar“: Spieglein, Spieglein in der Hand

Ein US-Unternehmen nimmt seine neue Solar-Fabrik in Frankfurt (Oder) in Betrieb – und schafft 400 Arbeitsplätze.

Die Fabrikhalle ist so gewaltig, dass sich die Arbeiter im Innern sogar auf ihre Fahrräder schwingen müssen. 800 Meter in der Länge und 500 Meter in der Breite misst die neue Produktionsstätte am Frankfurter Stadtrand. Und weil viele der Arbeiter mit großen Glasplatten herumhantieren, auf denen hauchdünne Photovoltaik-Zellen aufgetragen werden, tragen sie vorsichtshalber auch noch dicke Schutzbrillen. Kann ja sein, dass mal eine der Scheiben zersplittert.

Es ist aber nicht nur eine große Fabrik, die das US-Unternehmen „First Solar“ gestern in Betrieb nahm, es ist auch eine teure. 115 Millionen Euro wurden investiert, 45 Millionen gab es als Subvention dazu. Und was die Region besonders freut: 400 Menschen haben einen Job gefunden. Jeder sechste Beschäftigte ist älter als 50 Jahre. Auf zehn Prozent der Stellen arbeiten Frankfurter, die vor Jahren auf der Suche nach Arbeit ihrer Heimat den Rücken gekehrt hatten. Alle Beschäftigten erhielten eine umfassende Ausbildung, davon 120 im Partnerwerk in Perrysburg/Ohio.

Zum Produktionsstart der zweiten von drei großen Solarfabriken in der Grenzstadt sprach Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) von einem „exzellenten Beispiel für die Förderung erneuerbarer Energien“. Jeder Bundesbürger zahle in jedem Monat einen Euro für die Einspeisung von Sonnen- und Windenergie in die Stromnetze. Dieses Geld sei für die Bewältigung der Zukunftsfragen gut angelegt. Zudem zeige das Engagement der Firma aus Ohio, dass Deutschland und die USA im Unterschied zur öffentlichen Wahrnehmung beim Klimaschutz ausgezeichnet zusammenarbeiten.

In Brandenburg, das gestern durch Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) vertreten war, geben amerikanische Firmen auf der Liste internationaler Investoren den Ton an. Von 281 ausländischen Betriebsgründungen oder -beteiligungen seit 1991 entfallen 55 auf die USA, Österreich folgt mit 35. US-Botschafter William R. Timken prägte in der Euphorie sogar einen neuen Begriff: „Ostdeutschland ist das Solar-Valley in Europa“, sagte er in Anspielung auf das Hochtechnologiezentrum Silicon Valley bei San Francisco.

Von Frankfurt (Oder) aus will First Solar den ganzen europäischen Raum mit Dünnschicht-Solarzellen beliefern und dabei bis 2012 den Verkaufspreis jährlich um 6,5 Prozent drücken. „Wir werden einfach immer perfekter“, verkündete Präsident Bruce Sohn.

Dazu trägt sicher das ungewöhnliche Arbeitszeitmodell bei. „Wir haben von den amerikanischen Kollegen das Zwei-Schicht-System mit einer Arbeitszeit von jeweils zwölf Stunden übernommen“, erklärte Managerin Roswitha Biermann. „Die Beschäftigten stehen zwei bis drei Tage hintereinander von 6 bis 18 Uhr oder von 18 bis 6 Uhr an den Maschinen, um dann die gleiche Anzahl an Tagen frei zu bekommen.“ Damit wolle das Unternehmen die Produktion rund um die Uhr und an allen 365 Tagen des Jahres laufen lassen. Einer der größten Abnehmer für die Solarscheiben ist derzeit die Baustelle für das weltweit größte Photovoltaik-Kraftwerk in Brandis bei Leipzig. Bis Ende 2009 entsteht dort auf einer Fläche von 200 Fußballfeldern eine riesige Anlage für Sonnenenergie.

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