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Brandenburg: Flughafen Schönefeld: Airport-Gegner blieben unter sich

Die Gegner des Großflughafens Schönefeld, die bereits 130 000 Einwände in das Planfeststellungsverfahren eingebracht haben, rüsten sich weiter für den Klageweg durch die Instanzen: Auf Initiative des SPD-Abgeordneten Christoph Schulze, in den Koalitionsfraktionen fast der einzige Schönefeld-Gegner, fand am Samstag im Potsdamer Landtag eine Expertenanhörung über gesundheitliche Auswirkungen des Airportes statt. Experten und Mediziner warnten vor erheblichen, durch Schutzmaßnahmen kaum zu mindernden Lärmbelästigungen im dicht besiedelten Umfeld des geplanten Luftdrehkreuzes.

Die Gegner des Großflughafens Schönefeld, die bereits 130 000 Einwände in das Planfeststellungsverfahren eingebracht haben, rüsten sich weiter für den Klageweg durch die Instanzen: Auf Initiative des SPD-Abgeordneten Christoph Schulze, in den Koalitionsfraktionen fast der einzige Schönefeld-Gegner, fand am Samstag im Potsdamer Landtag eine Expertenanhörung über gesundheitliche Auswirkungen des Airportes statt. Experten und Mediziner warnten vor erheblichen, durch Schutzmaßnahmen kaum zu mindernden Lärmbelästigungen im dicht besiedelten Umfeld des geplanten Luftdrehkreuzes. Es werde Gebiete geben, wo Wohnen eigentlich nicht mehr möglich sein wird, sagte Jochen Kastka vom Insitut für Arbeitspsychologie der Universität Dortmund, der in mehreren Studien die Lärmbelastungen im Umfeld deutscher Flughäfen untersucht hat. "Die Politik organisiert sich hier einen Dauerkonflikt." Anders als in Schönfeld befinde sich selbst am hochfrequentierten Flughafen in Frankfurt am Main in der Haupteinflugschneise auf 15 Kilometern keine einzige Ortschaft. Kastka verwies auf den Münchener Airport, der so klug in dünn besiedeltes Gebiet gebaut wurde, das kaum Lärmbelästigungen auftreten. Es sei zu bezweifeln, dass Schönefeld der richtige Standort für einen "Weltflughafen" der "Weltstadt" Berlin ist. "Er wird viel Geld kosten und viel Ärger einbringen." Günstiger sei es, den Großairport und damit den besonders lärmaggressiven 24-Stunden-Flugbetrieb "schwerer Jumbos" an Standorte wie Sperenberg oder Stendal zu legen, aber in Berlin einen Regierungsflughafen zu belassen. "Der Luftverkehr wächst. Man kann die Flughäfen des 21.Jahrhunderts nicht mit den Standorten der dreißiger Jahre machen", sagte Kurt Offenloch, Luftfahrtmediziner aus Frankfurt am Main. Rainer Guski von der Universität Bochum wies darauf hin, dass die Empfindlichkeit in der Bevölkerung gegenüber Fluglärm gewachsen sei, obwohl die Triebwerke immer leiser geworden sind. Und rings um Schönefeld würden bislang ruhige Orte von Fluglärm betroffen sein. Nach Ansicht von Guski greifen die bisherigen offiziellen Gutachten zur Lärmbelästigung in der Umgebung Schönfelds "zu kurz". Es werde mit "veralteten Daten" operiert, klagte auch Monika Bullinger vom Institut für medizinische Psychologie des Hamburger Universitätsklinikums.

Auf dem Experten-Hearing blieben die Flughafen-Gegner mit zahlreichen Vertretern aus Bürgerinitiativen unter sich, obwohl 1000 Einladungen an Institutionen auf Bundes-, Landes- und Kreisebene verschickt worden waren. Die Flughafenholding hatte mit der Begründung abgesagt, dass der "gewählte Expertenkreis eine einseitige Stoßrichtung erwarten" lasse. Christoph Schulze bezeichnete dies "als Frechheit".

Der SPD-Politiker kritisierte, dass trotz der Bedeutung des Vorhabens kaum Brandenburger Landtagsabgeordnete erschienen waren. "Man will sich hinter Nichtwissen verbarrikadieren. Aber niemand wird später sagen können: Er habe nichts gewusst", sagte Schulze. Sein Fazit nach der Anhörung: "Das Ding hat so viele Pferdefüße. Es kommt nicht zum Laufen."

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