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Flughafen Tempelhof

© ddp

Flughafen Tempelhof: Filmemacher im Anflug

Die Betreiber der Babelsberger Studios interessieren sich für Tempelhof - und verhandeln schon. Sie sind aber nicht die einzigen Interessenten. Die offizielle Ausschreibung für die Nutzungspläne erfolgt frühestens 2009.

Die Texaner haben es vorgemacht: Seitdem in Austin vor acht Jahren ein neuer Flughafen gebaut wurde, wird der alte als Filmstudio genutzt. In der alten Abfertigungshalle hat die Austin Film Society ihre Büros, in den Hangars wird gedreht. Die Filmgesellschaft, die Stadt und ihre Bürger waren von Anfang an begeistert von dem Projekt. Nur als die Filmfirma dem Regisseur Quentin Tarantino anbot, er könne den Kontrollturm abfackeln, wenn dies für eine Szene nötig wäre, protestierten die Anwohner: Das Gebäude wurde unter Denkmalschutz gestellt.

Offizielle Ausschreibung beginnt frühestens 2009

Die Austin Studios könnten ein Vorbild für den Flughafen Tempelhof sein, sagte gestern Eike Wolf, Sprecher der Studio Babelsberg AG. Die Filmbetriebe Berlin Brandenburg (FBB), Hauptaktionär des Studios, haben jedenfalls ihr Interesse angemeldet, zwei der insgesamt 300 000 Quadratmeter umfassenden sechs Hangars des Flughafengebäudes nutzen zu wollen, und haben dem Senat ein Nutzungskonzept eingereicht. „Das Konzept ist dort auf Begeisterung gestoßen“, sagte Wolf. Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) hatte am Mittwoch Pläne für die Nachnutzung des Flughafengeländes vorgestellt und gesagt, dass sie sich vorstellen könne, dass die Medien- und Kreativwirtschaft in das Flughafengebäude einzieht und dort ein „Tempelhofer Forum“ entsteht. Zu Details wollen sich derzeit weder Studio Babelsberg noch Junge-Reyer äußern. Erst müsse die offizielle Ausschreibung für die Nachnutzung beginnen, was wohl nicht vor 2009 sein wird. Die Senatskanzlei bestätigte allerdings gestern, dass sie bereits mit Babelsberg verhandle. Einen kompletten Umzug der Studios nach Tempelhof schloss Sprecher Wolf aus. Er würde in gewisser Weise eine Rückkehr zu den Ursprüngen darstellen: Bevor das heutige Flughafengebäude gebaut wurde, residierten die Ufa-Studios an der Tempelhofer Oberlandstraße.

Warnung vor vorschneller Vermarktung

Im Abgeordnetenhaus freuten sich nur wenige über die Pläne für die Nachnutzung des Tempelhofer Flughafens. Die FDP kritisierte sie als ein „Sammelsurium unausgegorener Ideen“. Die CDU, die für eine Offenhaltung Tempelhofs als Airport kämpft, bemängelte, dass der Kostenrahmen fehle und prophezeiten, dass die Kosten für die Pläne der Stadtentwicklungsverwaltung „aus dem Ruder laufen werden“. Lediglich die Grünen sind angetan, vor allem von der Idee, einen Großteil des Flugfeldes in einen Park mit Sportmöglichkeiten zu verwandeln. Fraktionsvorsitzende Franziska Eichstädt-Bohlig warnte dennoch vor einer vorschnellen Vermarktung des Feldes. Große Bedeutung messen die Grünen dem Plan bei, das Flughafengebäude oder zumindest Teile davon „schrittweise in eine neue Traumfabrik“ zu verwandeln. Anlass zum Träumen boten die weitläufigen allen jedenfalls schon oft. Billy Wilder ließ hier zum Beispiel „Eine auswärtige Affäre“ spielen.

Das Land Berlin wird den Flughafen Tempelhof übrigens vom 11. bis zum 14. März auf der Immobilienmesse Mipim (marché international des professionels de l’immobilier) im südfranzösischen Cannes präsentieren – als eine der „Zukunftsregionen der Stadt“

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