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Neuhardenberg

© ddp

Flugplätze in der Region: Luftverkehr zwischen Hemmnissen und Ausbauplänen

Die Landesregierung schließt Konkurrenz für den Großflughafen Berlin Brandenburg International aus. Doch der Wettbewerb um Privatflieger hat erst begonnen.

In Brandenburg soll es aus Rücksicht auf den künftigen Großflughafen BBI keinen Regionalflughafen geben. Abseits von Schönefeld sollen im Land nur kleine Maschinen starten und landen dürfen. Das legt die neue Luftverkehrskonzeption des Landes fest, die das Potsdamer Kabinett am Dienstag beschlossen hat. Die Konzeption beschränkt die Wachstumsmöglichkeiten der bestehenden Landeplätze, die zudem auch künftig keine Landesförderung erhalten sollen. Deren Geschäftsfelder werden auf Passagierverkehr mit kleinen Maschinen (unter 12 Tonnen), auf Frachtverkehr (ohne Linienbetrieb), Trainingsflüge, „Werkverkehr von angesiedelten Unternehmen“ sowie Sport- und Privatverkehr begrenzt. Dies sei „gerechtfertigt, da die Vorhaltung von Regionalflughäfen verkehrlich nicht erforderlich und ressourcenökonomisch unerwünscht ist“, heißt es in dem Papier. „Für den Ausbau bestehender Landeplätze zu Regionalflughäfen besteht daher kein Bedarf.“

Stattdessen soll der Linien- und Pauschalreiseverkehr der Region auf dem BBI-Flughafen konzentriert werden, für den in Berlin Tempelhof und Tegel geschlossen werden sollen. Der Beschluss trifft insbesondere den Standort Finow. Dort gibt es starken Druck auf die Regierung, den Ausbau zum Regionalflughafen zu ermöglichen. Die bisherige Luftverkehrskonzeption hatte außer Finow auch noch Brandenburg-Briest und Cottbus-Drewitz diese Option eingeräumt, wobei sich entsprechende Pläne an diesen beiden Standorten bereits zerschlagen haben. Die Opposition der Linken übt scharfe Kritik am neuen Luftverkehrskonzept. „Man beschneidet ohne Not Entwicklungschancen der Regionen“, sagte Verkehrspolitikerin Anita Tack. Ein oder zwei Regionalflughäfen, zum Beispiel in Finow, könnte es abgestimmt auf den BBI geben. Die Landesregierung aber will ihre Konzeption nur überprüfen, wenn sich der Bedarf im Luftverkehr in Zukunft deutlich ändern sollte. Der Tagesspiegel stellt die Situation der größeren Flugplätze der Region vor.

1) BRANDENBURG-BRIEST
Landebahn: 2484 Meter
Zulassung: Flugzeuge bis 14 Tonnen
Flugbewegungen 2007: knapp 300.

Der ehemalige Militärflugplatz befindet sich im Besitz des Bundes und ist gegenwärtig an die private Flugplatz Brandenburg-Briest Verwaltungs GmbH verpachtet. Von ihr wird die Aufrechterhaltung des bescheidenen Flugbetriebs durch Geschäftsflieger und Flugschulen mit der Untervermietung von Teilen der Anlage finanziert. Geplant ist der Verkauf des Areals an eine Firma, die hier ein Solarkraftwerk errichten will. Ein Vertrag solle in Kürze abgeschlossen werden, heißt es bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Wie es dann mit dem Gelände weitergehen wird, ist offen. Der vom Käufer wohl zu übernehmende Pachtvertrag läuft noch bis Juli 2009. Man wolle den Flugbetrieb fortsetzen und sei auch selbst am Kauf interessiert, sagt Georg Sprecher, geschäftsführender Gesellschafter des gegenwärtigen Pächters. Doch in der neuen Luftverkehrskonzeption ist Brandenburg-Briest nur noch als Sonderlandeplatz ausgewiesen.

2) SCHWERIN-PARCHIM
Landbahn: 3000 Meter
Zulassung: unbegrenzt
Flugbewegungen 2007: 10 471.

Nachdem die Übernahme des ehemaligen Militärflugplatzes durch britische Investoren gescheitert war, stieg im vergangenen Jahr der chinesische Logistik-Unternehmer Jonathan Pang mit seinem Unternehmen Link Global ein. Er will den Flugplatz für rund 30 Millionen Euro vom Landkreis kaufen und dort 70 Millionen Euro investieren. Bisher zahlt Pang aber nur die laufenden Betriebskosten. Begründet wurde die Verzögerung zunächst mit ausstehenden Genehmigungen der chinesischen Regierung. Im September gab es erste Frachtflüge der MK Airlines, dann wurden sie ausgesetzt. Bis Ende 2007 sind nach Angaben des Landrats Klaus-Jürgen Iredi rund 1000 Tonnen Fracht ausgeladen worden, bei voller Ausnutzung der Kapazität einer Boeing 747-200F entspricht das neun Flügen. Mittlerweile gibt es wieder zwei bis drei Flüge pro Woche. Neue Ladung nehmen die Jets aber nicht hier auf, sondern fliegen dafür weiter nach Luxemburg. Am Montag nun erwarb die australische Immobilienfirma Goodman von Pang für zwölf Millionen Euro 53 Hektar der Flugplatzfläche, um dort Fracht- und Industriehallen zu errichten. Mit diesem Erlös zahlt Pang die erste Rate des Kaufpreises für den Flugplatz an den Landkreis, für die restlichen 18 Millionen wurde ihm eine Frist bis Ende 2009 gesetzt.

3) FINOW
Landebahn: 2520 Meter
Zulassung: Flugzeuge bis 14 Tonnen
Flugbewegungen 2007: 11 872.

Der ehemalige russische Militärflugplatz wird von der einer Gruppe privater Unternehmen gehörenden Tower Finow GmbH betrieben, die ihn zum Regionalflughafen Nord ausbauen wollte. Der neuseeländische Airportbetreiber Infratil, dem bereits der Flughafen Lübeck gehört, hätte den Platz kaufen wollen, der Billigflieger Ryanair galt als Interessent für die Aufnahme des Linienverkehrs. Derzeit läuft ein Raumordnungsverfahren für eine Erweiterung der Betriebserlaubnis für Flugzeuge bis zu 85 Tonnen. Doch nach der jetzigen Entscheidung der Landesregierung ist mit dieser Erlaubnis nicht mehr zu rechnen. Die Anliegergemeinden Eberswalde und Schorfheide hatten die bisherigen Pläne unterstützt. Was nun in Zukunft mit dem Flugplatz geschehen soll, ist offen. Auf einem Teil des Geländes ist die private Luftfahrthistorische Sammlung mit alten Flugzeugen zu sehen.

4) NEUHARDENBERG
Landebahn: 2400 Meter
Zulassung: Motorflugzeuge bis 24 Meter Spannweite
Flugbewegungen 2007: keine Angabe.

Der frühere Eigentümer, die Grundwert Brandenburg GmbH, wollte den ehemaligen DDR-Regierungsflugplatz als Drehkreuz für den Billigflieger Ryanair ausbauen und klagte vor dem Oberverwaltungsgericht gegen die Ablehnung der entsprechenden Genehmigung für den Betrieb von Verkehrsflugzeugen in der Größenordnung der Boeing 737. Derzeit ruht das Verfahren, nach der Insolvenz des Eigentümers hat Ende 2007 eine dänische Investorengruppe das Areal übernommen. An einen Linienverkehr werde inzwischen nicht mehr gedacht, sagt deren Bevollmächtigter Norbert Raeke. Den neuen Besitzern gehe es um die Ansiedlung von luftfahrtnahem Gewerbe. Gegenwärtig ist der Tower nur auf Anforderung besetzt, Luftverkehr sei in Abstimmung mit der gemeinsamen Luftfahrtbehörde von Berlin und Brandenburg nur noch in der Art eines Werksflughafens geplant.

5) STRAUSBERG
Landebahn: 1200 Meter
Zulassung: Flugzeuge bis acht Tonnen
Flugbewegungen 2007: knapp 40 000.

Der einstige Flugplatz des DDR-Verteidigungsministeriums ist heute der zweitgrößte Verkehrslandeplatz im Berliner Umfeld und wurde in den vergangenen Jahren im Besitz der Strausberger Stadtwerke mit erheblichem Aufwand modernisiert. Zu den im Gewerbepark ansässigen Unternehmen zählt die Firma Stemme als renommierter Hersteller von Segel- und Motorsegelflugzeugen. Derzeit läuft das Planfeststellungsverfahren zur Verlängerung der Startbahn auf 1650 Meter. Ähnlich wie Schönhagen sieht sich Strausberg als Ergänzung zum BBI für Privat- und Geschäftsflieger. Bis 2009 soll der Platz für insgesamt 4,6 Millionen Euro an russische Investoren verkauft werden; 26 Prozent der Anteile haben sie bereits erworben. Die Russen sollen auch den geplanten Ausbau finanzieren, der auf rund zwei Millionen Euro veranschlagt wird.

6) COTTBUS-DREWITZ
Landebahn: 2484 Meter
Zulassung: Flugzeuge bis 30 Tonnen
Flugbewegungen 2007: 7139.

Seit Jahren wird Cottbus-Drewitz von allen großen deutschen Fluggesellschaften mit Sondergenehmigungen für Trainingsflüge mit großen Verkehrsflugzeugen genutzt. Der ehemalige Militärflugplatz soll zu einem internationalen Frachtflughafen ausgebaut werden. Jahrelang war eine Übernahme durch die Betreiber des US- Flughafens Erie im Gespräch, doch die Pläne scheiterten. Im Sommer wurde der Flughafen neu ausgeschrieben. Man sei mit drei internationalen Konsortien im Gespräch, sagt der Geschäftsführer der kreiseigenen Wirtschaftsförderungsgesellschaft, Rüdiger Albert. Mit Ergebnissen wird nicht vor Herbst gerechnet. Es habe auch Anfragen hinsichtlich Passagierverkehrs gegeben, doch strebe man keine Konkurrenz zum BBI an.

7) LEIPZIG-HALLE
Landebahnen: 2 x 3600 Meter
Zulassung: unbegrenzt
Flugbewegungen 2007: 42 417.

Der mit großem Aufwand ausgebaute Flughafen gehört über die Mitteldeutsche Flughafen AG den Ländern Sachsen und Sachsen-Anhalt sowie mehreren Städten und Kreisen. Im Juli 2007 wurde die neue Südbahn in Betrieb genommen. Nachdem sich der Passagierverkehr nicht im erhofften Umfang entwickelte, wurden die Pläne, hier eine Konkurrenz zum geplanten BBI aufzubauen, bereits vor Jahren aufgegeben. Stattdessen konzentriert man sich jetzt auf den Ausbau des Frachtgeschäftes. Die Posttochter DHL hat ihr europäisches Flugdrehkreuz von Brüssel nach Leipzig-Halle verlegt, ein Nachtflugverbot gilt nur für den Passagierverkehr. Die im Auftrag der Nato operierenden zivilen An-124-Transportflugzeuge sind hier stationiert. Auch die neue, von DHL mit Lufthansa Cargo gegründete Frachtfluggesellschaft Aero Logistic nutzt den Airport als Heimatbasis und wird hier 2009 den Flugbetrieb aufnehmen.

8) SCHÖNHAGEN
Landebahn: 1550 Meter
Zulassung: Flugzeuge bis 14 Tonnen
Flugbewegungen 2007: 41 606.

Die ehemalige Flugschule der DDR-Gesellschaft für Sport und Technik (GST) ist von der kreiseigenen Betriebsgesellschaft zum größten Verkehrslandeplatz in den neuen Bundesländern ausgebaut worden. Nach einem Vergleich konnte auch die Landebahn verlängert werden. Im vergangenen Jahr wurden mehr Starts und Landungen als in Tempelhof gezählt, im Januar stieg das Verkehrsaufkommen gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres um 32 Prozent. 28 Firmen mit 160 Beschäftigten einschließlich des Kleinflugzeugbauers Aquila sind im Luftfahrt-Technologiepark am Platz ansässig. Zahlreiche Besitzer kleinerer Flugzeuge seien bereits von Schönefeld nach Schönhagen gewechselt oder haben ihren Umzug angekündigt, sagt Geschäftsführer Klaus-Jürgen Schwahn. So ist die nächste Flugzeughalle bereits in Planung. Der Flugplatz sieht sich als Ergänzung des künftigen Großflughafens BBI für Privat- und Geschäftsflieger.

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