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© dpa

Flugzeugabsturz: Ex-Senator Riebschläger stirbt bei Absturz

Berlins ehemaliger Bau- und Finanzsenator Klaus Riebschläger ist beim Absturz einer Propellermaschine in Schönhagen ums Leben gekommen. Bis 2001 galt der 69-Jährige als einflussreicher SPD-Politker.

Beim Absturz seines Ultraleichtflugzeugs ist der frühere Berliner Bau- und Finanzsenator Klaus Riebschläger (SPD) ums Leben gekommen. Der 69-Jährige war am Mittwoch gegen 10 Uhr, kurz nach dem Start, mit seiner Maschine einen Kilometer hinter dem Flugplatz in ein Waldstück gestürzt.

Die Flugleitung im Tower konnte dem Absturz nur hilflos zusehen, denn Funkkontakt mit dem Piloten gab es nicht mehr. Rauch sei beim Start nicht zu erkennen gewesen, hieß es. Die einmotorige Aquila ging in Flammen auf, ein 400 Quadratmeter großes Waldstück geriet in Brand, die Feuer wurden von den Rettungskräften schnell gelöscht.

Den Flugplatz Schönhagen, der mit 52 000 Flugbewegungen pro Jahr zu den größten Landeplätzen in den neuen Bundesländern zählt, nutzen vor allem Geschäftsleute. Riebschläger, der seit mehr als 20 Jahren Sportflieger war, startete oft von dort. Die Umstände des Absturzes sind unklar. Ermittler der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) trafen am Nachmittag im Wald ein, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Potsdam. Kripo und Staatsanwaltschaft warten zunächst ab, was das BFU herausfindet.

Der 69-jährige Riebschläger war von 1972 bis 1975 Senator für Bau- und Wohnungswesen und von 1975 bis 1981 Finanzsenator in Berlin. Riebschläger galt schon früh als ehrgeizig und ebenso eloquent wie kämpferisch. Seit seiner Verwicklung in die so genannte Garski-Affäre wurde ihm aber auch ein Mangel an politischem Instinkt bescheinigt. Denn kurz nach seinem Rücktritt ließ er seine hoch dotierte Tätigkeit als Vorstandsmitglied der Wohnungsbau-Kreditanstalt, heute: Investitionsbank Berlin, wieder aufleben. Dort war er bis 1990 tätig. Dann wurde es um den Rechtsanwalt stiller, bis er gut zehn Jahre später die Interessen der zentralen Figuren der Bankenaffäre Christian Neuling und Klaus Wienhold und ihrer Firma Aubis vertrat.

Riebschläger verteidigte Zentralfiguren des Bankenskandals

Riebschläger hatte viele Jahre für die SPD Mandate im Abgeordnetenhaus errungen. Immer wieder geriet er aber unter politischem Druck: zum Beispiel, weil er Mitte der 80er Spenden in Höhe von 120 000 Mark von Bauunternehmer Kurt Franke für die SPD annahm.

Riebschlägers Einfluss in der SPD ließ erst Ende 2001 nach, nachdem er seinen Posten als SPD-Schatzmeister niedergelegt hatte. Da war er bereits als Rechtsanwalt in die Kanzlei von Karl-Heinz Knauthe eingetreten. Knauthe galt wie Riebschläger als einflussreicher und gewiefter Rechtsanwalt, der nicht vor der Vertretung von zahlungskräftigen Mandanten mit zweifelhaftem Ruf zurückschreckte.

Seine politische Heimat hielt Riebschläger in den letzten Jahren nicht davon ab, die CDU-Bürgermeisterin Marlies Wanjura zu vertreten oder gegen die Politik seiner Partei Front zu machen. In der Diskussion um den Abbau der öffentlichen Förderungen für den hoch subventionierten Wohnungsbau stellte er sich auf die Seite der Unternehmen – und gegen das neue politische Leitbild der Sozialdemokraten und ihres Finanzsenators.

„Auch Angeklagte haben ein Recht auf Verteidigung“, schmetterte Riebschläger einmal die Frage dieser Zeitung ab, wie er sich als Interessenverwalter der Personnen des Bankenskandals denn so fühle. Auch in der Front gegen die neue Finanzpolitik war Riebschläger konsequent: Hatte er als Vorstand der Wohnungsbau-Kreditanstalt in den Jahren der Teilung das Bauträgerkartell mit Milliarden alimentiert, galt sein Verve nun der Verteidigung seiner früheren Subventionsempfänger.

Undurchsichtig blieb Riebschlägers Rolle in der Affäre ums Spree-Dreieck. Nach einem Rechnungshofbericht beträgt der Schaden aus dem Verkauf des Grundstückes an der Friedrichstraße durch das Land an den Immobilienmulti Harm Müller- Spreer über acht Millionen Euro. Riebschläger hatte zunächst im Auftrag des Senats ein Gutachten erstellt, wie das Land den Streit um das Areal lösen könne. Das Gutachten wurde zur Grundlage für das Kompensationgeschäft zwischen Land und Müller-Spreer. Später wechselte Riebschläger auf die Seite und half dem Investor in der gerichtlichen Auseinandersetzung.

Schönhagen soll BBI entlasten

Erst Ende August musste eine zweimotorige Maschine eine Bauchlandung hinlegen, die Insassen blieben unverletzt. Im Mai 2008 starben zwei Menschen, die mit ihrem Ultraleichtflugzeug in Schönhagen gestartet und an der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt abgestürzt waren. Im selben Zeitraum sind Pilot und Kopilot eines Ultraleichtflugzeuges leicht verletzt worden, beim Landen brachen zwei Räder ab. Im März 2006 ist eine 22-jährige Flugschülerin beim Landen von der Piste abgekommen, blieb aber unverletzt. Bereits 1995 war beim Landeanflug ein Rettungshubschrauber vom Typ Bell 222 abgestürzt. Damals starben drei Insassen.

Der Flugplatz liegt bei Trebbin südlich von Berlin. Neben Sport- und Segelflieger nutzen zunehmend Geschäftsleute den Platz mit 1550 Meter langer Landebahn, mit 52 000 Flugbewegungen zählt dieser zu einen der größten Landeplätze in den neuen Bundesländern. Die Betreiber - der Landkreis Teltow-Fläming und die Stadt Trebbin - setzen auf den Ausbau des BBI in Schönefeld und Business-Flieger, die nach Schönhagen wechseln.

Schönhagen soll der wichtigste Entlastungsflugplatz bei Kleinflugzeugen bis zwölf Tonnen Gewicht für den BBI werden. Zum Jahreswechsel zieht die Hubschrauberstaffel der Brandenburger Polizei von Schönefeld nach Schönhagen um. Seit 1931 war das Gelände erst ein Segelflugplatz, in der DDR eine Flugschule. Heute ist dort ein Luftfahrt- Technologiepark mit 250 Beschäftigten in 28 Unternehmen ansässig. Der Kleinflugzeugbauer Aquila investiert gerade in eine neue Produktionshalle. axf/ball

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