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Brandenburg: Freie Fahrt im Transitland

Klaus-Dieter Steyer

Pendler, Ausflügler und Transitreisende können aufatmen. Endlich gehören die nervenden und mitunter endlos scheinenden Baustellen auf der Autobahn A 13 aus Dresden und dem Spreewald ebenso der Vergangenheit an wie jene auf dem östlichen Berliner Ring. 16 Jahre lang besaßen diese und viele andere Nadelöhre einen Stammplatz in den Verkehrsmeldungen über Staus, Unfälle oder Vollsperrungen.

Karambolagen mit Toten und Verletzten waren nicht selten auf die unzureichenden Zustände auf den teilweise noch aus den Dreißigerjahren stammenden Fahrbahnen zurückzuführen. Endlich gibt es hier einen Standstreifen, zwei ausreichende oder sogar drei Fahrbahnen pro Richtung, keine sich unter der Hitze nach oben schiebenden Betonplatten oder maroden Brücken mehr. Das Geld des Steuerzahlers ist sinnvoll eingesetzt worden. Bis auf die Strecke zwischen dem Dreieck Uckermark und Stettin bremst auf dem 2000 Kilometer langen Brandenburger Autobahnnetz keine große Baustelle derzeit den Verkehrsfluss.

Doch bei aller Zufriedenheit über den erreichten Stand, bewahrheitet sich gerade auf den das Land durchziehenden Trassen der alte Spruch der Fachleute, wonach eine Straße eigentlich nie fertig ist. Speziell in Brandenburg bezieht sich das nicht allein auf die Reparaturanfälligkeit. Auf das Land rollt eine Entwicklung zu, deren Ausmaße fast die Vorstellungskraft übersteigt. Um 60 Prozent wird der Lastwagenverkehr aus und nach Ost- und Südosteuropa in den nächsten fünf Jahren zunehmen. Das prognostiziert das Bundesverkehrsministerium. Andere Schätzungen schließen sogar eine Verdopplung der heutigen Zahlen nicht aus. Der Trend zur Produktionsverlagerung zu den billigeren Nachbarn hält eben unvermindert an. Dieser wird sich sogar noch verstärken, wenn die Staus an den deutsch-polnischen und deutsch-tschechischen Grenzübergängen wegfallen.

Nach wie vor werden die Ausweis- und Passkontrollen der Lkw-Fahrer mit viel Akribie betrieben. Spätestens 2009 wird damit Schluss sein. Dann gehen auch neue Autobahnabschnitte in Polen und Tschechien in Betrieb. Angesichts dieser Perspektive bleibt die Frage: Wohin mit all diesen Lastwagen? Da die Eisenbahn als Alternative im Güterverkehr keine Rolle spielt, muss mehr Platz auf den Autobahnen her. Der gesamte Berliner Ring braucht mindestens sechs Spuren. Schon heute halten die Dreiecke Scharnebeck, Havelland und Nutetal dem Verkehr an vielen Tageszeiten nicht mehr stand, so dass sie dringend erweitert werden müssten. Die Autobahn nach Frankfurt (Oder) gleicht schon heute vor der Grenze einem großen Parkplatz.

Deshalb sollten Bund und Land keine Zeit verstreichen lassen und die entsprechenden Finanzierungspakete schnüren. Die Sonderrolle Brandenburgs als Transitland zwischen Ost und West, Süd und Nord liefert genügend Argumente.

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