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Brandenburg: Für Willy

Klaus Kurpjuweit über die schwierige Suche nach einem Namen ANGEMARKT Schönefeld muss weg. Mit diesem Namen für den Flughafen im Süden Berlins lässt sich kein Geschäft machen.

Klaus Kurpjuweit über die schwierige Suche nach einem Namen

ANGEMARKT

Schönefeld muss weg. Mit diesem Namen für den Flughafen im Süden Berlins lässt sich kein Geschäft machen. Zu viele West-Berliner verbinden Schönefeld noch immer mit der Milchglasscheiben-Tristesse aus DDRZeiten und meiden ihn, wo immer sie können. Es soll sogar Leute geben, die von Tegel starten und dann woanders umsteigen, selbst wenn ab Schönefeld ein billigerer Direktflug angeboten wird. Da hilft es nicht viel, wenn die meisten, die sich überwinden und nach Schönefeld kommen, den Flughafen in seiner heutigen Form als gar nicht mehr so schrecklich empfinden. Die meisten Passagiere der Fluggesellschaften, die nach Schönefeld gegangen sind, äußern sich jedenfalls zufrieden – und kommen wieder.

Der Name Schönefeld vermiest aber auch das internationale Geschäft. Der Umlaut „ö“ stört hier einfach. Ausländer haben Probleme mit der Aussprache und der Schreibweise. Also muss ein neuer Name her.

Schon vor Monaten hatte die Flughafengesellschaft die runderneuerte Bezeichnung angekündigt, die die Akzeptanz des Flughafens deutlich verbessern sollte – in der Stadt und in der Welt. Lange machten die Flughafen-Manager dann ein großes Geheimnis um den künftigen Namen. Das war auch gut so, denn besonders pfiffig ist ihre Idee nicht. „Berlin-Brandenburg SXF“ – mit dem internationalen Kürzel für Schönefeld – sollte der Flughafen heißen, bevor er frühestens Ende 2010 zum geplanten Superflughafen „Berlin-Brandenburg International (BBI)“ mutiert.

Ursprünglich war sogar vorgesehen, nur die Bezeichnung „Berlin SXF“ zu wählen. Doch das ging der Landesregierung zu weit. Bei einem Flughafen, der zwar ganz dicht bei Berlin, aber doch auf Brandenburger Gebiet liegt, muss auch im Namen zu erkennen sein, wer hier mitspielt, sind die Potsdamer überzeugt. Denn dummerweise ist die einstige „Berlin Brandenburg Flughafen Holding“, die es in dieser holprigen Fassung jahrelang gegeben hatte, inzwischen aufgelöst. Übrig geblieben sind nur die „Berliner Flughäfen“. Das kann die Landesregierung natürlich nicht auf Dauer hinnehmen.

Auf den Superflughafen „Berlin-Brandenburg International“ muss man schließlich noch lange warten. Vor Ende 2010 wird er nicht in Betrieb gehen. Es kann auch noch länger dauern. Also braucht man eine Zwischenlösung mit „Berlin-Brandenburg SXF“. Dann weiß man auch in Hinterkuckuckswolkenheim, wo dieser wichtige Flughafen liegt.

Berlin kennt man schließlich nicht – aber Brandenburg ist weltweit einfach ein Begriff. Und das ist der Unterschied zu anderen Regionen. Sonst müsste der bei Frankfurt liegende Flughafen „Frankfurt-Hessen“ heißen, und der weit vor der Stadt liegende Flughafen in München würde zu „München-Bayern“, wobei „Bayern-München“ sogar ganz gut gepasst hätte.

Vielleicht hat Platzeck zuletzt „Berlin-Brandenburg SXF“ aber auch nicht richtig gefallen. Jedenfalls hat er jetzt vorgeschlagen, den Flughafen nach Willy Brandt zu benennen. Nicht als Zusatzbezeichnung, wie es die Flughafengesellschaft vorhatte, sondern als Hauptname. Brandt war zwar Regierender Bürgermeister in West-Berlin und Außenminister sowie Kanzler in der Bundesrepublik, aber er hat auch die Entspannungspolitik eingeläutet, die nach vielen Jahren zur Einheit führte. Und zum geplanten Ausbau von Schönefeld. Damit gab er gewissermaßen auch den Startschuss für „Berlin-Brandenburg International“. Also her mit dem „WillyBrandt-Flughafen“ und weg mit „Berlin-Brandenburg SXF“. Das müsste doch auch die überzeugtesten Brandenburger überzeugen.

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