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Brandenburg: Garnisonkirche: Eklat um die Verwendung der Spenden Gesprächstermin über Wiederaufbau des Kirchturms abgesagt

Potsdam. Zwischen der evangelischen Kirche und dem Vorsitzenden der Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel (TPG) sind die Gespräche über den Wiederaufbau des Potsdamer Garnisonkirchturms vorerst abgerissen.

Potsdam. Zwischen der evangelischen Kirche und dem Vorsitzenden der Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel (TPG) sind die Gespräche über den Wiederaufbau des Potsdamer Garnisonkirchturms vorerst abgerissen. TPG-Vorsitzender Max Klaar, der nach wie vor das Konzept des Versöhnungszentrums ablehnt, sagte ein für den heutigen Donnerstag geplantes Treffen ab. Zudem machte er weitere Forderungen auf: In der wiederaufgebauten Kirche soll kein Asyl geboten, keine feministische Theologie gelehrt, kein Segen für gleichgeschlechtliche Paaren erteilt und keine Kriegsdienstverweigerer beraten werden.

Der Superintendent der Evangelischen Kirche Potsdam, Bertram Althausen, weist diese Forderungen kategorisch zurück. „Es ist völlig unmöglich, dass wir uns in einem Schenkungsvertrag Nutzungsvorschriften machen lassen.“ Richtungsweisend für die Kirche seien allein die Beschlüsse der Synode, nicht aber ein Geldgeber.

Die von Klaar formulierten Bedingungen sind in der Satzung des 1984 in Iserlohn gegründeten Vereins nicht festgeschrieben. Althausen zweifelt, ob die rund 6000 Spender mit den nachträglich aufgestellten Forderungen einverstanden sind. „Die TPG denkt nicht in Gänze wie Herr Klaar“, sagte er. Der 62-jährige pensionierte Oberstleutnant vertrete eine „Einzelposition“. Fernsehmoderator Günther Jauch, der sich in der vergangenen Woche noch einmal für einen Wiederaufbau des Turmes ausgesprochen hatte, befürchtet, dass viele Spender über die Forderungen überhaupt nicht informiert sind.

Die Traditionsgemeinschaft hat bislang 5,7 Millionen Euro für den Wiederaufbau der 1968 gesprengten Gotteshausruine gesammelt. Klaar droht, die gesammelte Summe an die Spender zurückzugeben. „Die evangelische Kirche ist kein Ort der politischen Botschaft, sondern ein Ort der Verkündigung der Lehre Christi“, argumentiert er. Würden unter dem Dach des Gotteshauses Asyl oder Segen für gleichgeschlechtliche Paare zugelassen, so müssten Christen „kirchenspalterische“ Tendenzen befürchten.

Klaar dürfe nicht entscheiden, was wahre und was falsche Lehre sei, kritisiert Althausen. Wer als „Christ in der Welt“ stehe, könne sich kein Politikverbot auferlegen. „Herr Klaar weicht von den alten Ansätzen des Vereins ab“, rügt Althausen. „Die TPG wird ihm das auf Dauer nicht durchgehen lassen.“ Der Superintendent geht davon aus, dass Verein und Kirche wieder miteinander verhandeln werden. Notfalls auch „ohne Herrn Klaar.“

Frauke Herweg

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