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Brandenburg: Garnisonkirche: Ex-General für Wiederaufbau

Vize-Regierungschef und Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) wird am Montag offiziell die Schirmherrschaft für den Wiederaufbau der 1968 gesprengten Garnisonkirche übernehmen. Zugleich ist er Schirmherr der am 10.

Vize-Regierungschef und Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) wird am Montag offiziell die Schirmherrschaft für den Wiederaufbau der 1968 gesprengten Garnisonkirche übernehmen. Zugleich ist er Schirmherr der am 10. Mai von der Regierung Oberbayerns genehmigten "Stiftung Preußisches Kulturerbe", die den umstrittenen Aufbau der Garnisonkirche vorantreiben und als Bauherr auftreten will.

Schönbohms Vorpreschen entbehrt nicht einer gewissen Brisanz, da sich sowohl Ministerpräsident Manfred Stolpe als auch Oberbürgermeister Matthias Platzeck (beide SPD) bisher gegen einen baldigen Wiederaufbau der Kirche ausgesprochen hatten.

Die Reaktionen auf Schönbohms Vorstoß waren geteilt. PDS-Fraktionschef Lothar Bisky, der im Gegensatz zur Stadt-PDS dem Wiederaufbau der Garnisonkirche offen gegenübersteht, sagte: "Ein Ex-General als Schirmherr polarisiert, wo Polarisierung vermieden werden sollte." Der Chef der PDS-Stadtfraktion, Hans-Jürgen Scharfenberg, meinte, der Turm der Garnisonkirche "wird nicht gebraucht". Er sehe das Problem, dass der Bau "zum Wallfahrtsort für Rechtsradikale" werden könnte. Adolf Hitler hatte in der barocken Garnisonkirche am 21. März 1933, dem so genanten Tag von Postdam, die Rede zur Konstituierung des Reichstages gehalten. Scharfenberg forderte erneut einen Bürgerentscheid.

Während einerseits von einem "Durchbruch" bei den Vorbereitungen für den Wiederaufbau des einstigen preußischen Wahrzeichens gesprochen wird, sehen andere darin einen Versuch, Druck auf Platzeck und seine Stadtregierung auszuüben, nach jahrelangem Gezerre grünes Licht zu geben. Der ehemalige Bundeswehr-Offizier Max Klaar vom so genannten Kirchbauverein "Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel e.V.", Vorsitzender des neuen Stiftungsrates, bestritt das ausdrücklich. Man wolle im Einvernehmen mit der Stadt vorgehen. "Aber irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, wo sie sagen muss, es geht los. Wir können das Geld nicht ewig horten. "

Nach seinen Angaben liegt Oberbürgermeister Platzeck seit Anfang der Woche eine Machbarkeitsstudie des Berliner Unternehmens Drees & Sommer vor: Danach könne der Turm der Garnisonkirche in weniger als drei Jahren stehen. Baubeginn könne, wenn die Stadt ihre "Schularbeiten" mache, im Frühjahr nächsten Jahres sein. Von den ermittelten 20 Millionen Mark Baukosten sei etwa die Hälfte durch Spenden bereits zusammen, allein drei Millionen Mark habe Versandhausgründer Wener Otto im letzten Jahr überwiesen. Weitere Spenden werde die neue Stiftung einsammeln.

Initiatorin der Stiftung ist nach Tagesspiegel-Recherchen die Münchnerin Charlotte von Hinckeldey, die aus einer alten preußischen Adelsfamilie stammt. Sie brachte 500 000 Mark in die Stiftung ein, weitere 900 000 Mark sollen laut Vermächtnis aus ihrem Vermögen in die Stiftung kommen. Klaar sagte, das Stiftungskapital solle kurzfristig auf zwei Millionen, langfristig auf 50 bis 60 Millionen wachsen. Aus den Erträgen sollten preußische Kirchen und Baudenkmäler instand gesetzt werden.

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