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Geplante Mastanlage: Schweinekrieg in der Uckermark

In der Nähe von Haßleben sollen eine der größten Schweinemastanlagen Europas entstehen. In der Region gibt es viel Ablehnung und einige Befürworter. Die Behörden stehen nun kurz davor, eine Entscheidung über das Projekt zu fällen.

Von Sandra Dassler

Es ist ruhig geworden um die geplante Schweinemastanlage Haßleben im Boitzenburger Land. Zu ruhig, findet Sybilla Keitel. Die Malerin engagiert sich seit Jahren in der Bürgerinitiative „Kontra Industrieschwein Haßleben“ gegen den Plan des holländischen Investors Harrie van Gennip, rund 80 Kilometer nördlich Berlins eine der größten Schweinemastanlagen Europas zu errichten.

85 000 Tiere sollen hier gemästet werden – für Tier- und Umweltschützer eine Horrorvorstellung. Vor knapp eineinhalb Jahren haben sie auf einer öffentlichen Anhörung ihre Einwendungen vorgetragen, fast so viele wie bei der Anhörung zum Großflughafen BBI in Schönefeld. Die Einwendungen bezogen sich vor allem auf die nicht tiergerechte Haltung in Ställen, wo die Schweine von der Geburt bis zur Schlachtung nie das Sonnenlicht sehen. Außerdem würden die schätzungsweise 500 Kubikmeter Gülle, die Tag für Tag anfallen, die Umwelt zerstören, ganz zu schweigen von der extremen Geruchsbelästigung für Anwohner und Touristen.

Der Streit hat die Region gespalten, denn es gibt auch Befürworter. Viele Einwohner arbeiteten zu DDR-Zeiten ebenfalls in der Schweinemast, damals standen hier sogar 140 000 Tiere. Die Menschen hoffen auf Arbeitsplätze – mindestens 54 hat der Investor versprochen. Auch der Kreistag Uckermark und der Gemeinderat Boitzenburger Land sind für die Anlage.

Seit eineinhalb Jahren läuft das Plangenehmigungsverfahren im Landesumweltamt, und die Gegner der Schweinemastanlage ahnen nichts Gutes: „Wir haben gehört, dass das Umweltamt den Investor um die Optimierung des Brandschutzes gebeten hat“, sagt Sybilla Keitel: „Deshalb müssen wir leider davon ausgehen, dass die Anlage genehmigt wird.“ „Das Verfahren steht tatsächlich vor dem Abschluss“, sagt der Referatsleiter der Genehmigungsverfahrensstelle im Umweltamt, Ulrich Stock: „Wir warten lediglich noch auf eine Stellungnahme des Landkreises und ein Gutachten des Investors zum Lärmschutz, dann wird die Entscheidung fallen.“ Öffentlich bekannt gegeben werde sie aber erst nach der schriftlichen Begründung, sagt Stock, das könne noch zwei, drei Monate dauern. Wie die Entscheidung ausfallen könnte, darüber gibt Stock keine Auskunft. Allerdings sagt er, man habe sehr gründlich geprüft und zahlreiche Gutachten gesichtet. Letztlich sei ausschlaggebend, ob die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten würden, einschließlich der zum Tier- und Umweltschutz.

„Ich bin sicher, dass wir die Genehmigung bekommen“, sagt Helmut Rehhan. Der ehemalige Landwirtschaftsminister von Sachsen-Anhalt berät den Investor. Auch der Bürgermeister des Boitzenburger Landes, Burkhard Rengert (parteilos) hofft, dass die Anlage gebaut wird.

Umweltaktivisten und Tierschützer hingegen haben schon angekündigt, in einem solchen Fall vor dem Verwaltungsgericht Frankfurt(Oder) zu klagen. Sybilla Keitel beispielsweise kann und will nicht hinnehmen, „dass im 21. Jahrhundert Tiere noch unter solchen furchtbaren Bedingungen gehalten werden“. Für sie ist das Vorhaben nicht nur im wörtlichen, sondern auch im übertragenen Sinn eine „Riesensauerei“.

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