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Germania: Schloss ohne Herren

Dem angeblich rechtsextremer Hintermänner umstrittenen "Fürstentum Germania" droht die Räumung. Seine Bewohner wollen künftig auf dem Anwesen zelten, aber auch da könnten die Behörden einschreiten.

Krampfer – Dem wegen angeblich rechtsextremer Hintermänner umstrittenen „Fürstentum Germania“ in der Prignitz droht ab Montag die Räumung. Seit einigen Monaten hausen mehrere Bürger des Kirchenstaats in einem heruntergekommenen Schloss in Krampfer, einem Ortsteil der Gemeinde Plattenburg. Nun sollen sie das baufällige Gebäude verlassen, die Frist der Bauaufsichtsbehörde des Landkreises Prignitz läuft Freitag aus. Heute will sich das Prignitzer Landratsamt mit den Sicherheitsbehörden über das gemeinsame Vorgehen abstimmen.

Fürstentum-Sprecher Sven Switer erklärte, die Räumung sei den Bewohnern des Schlosses von den Behörden angekündigt worden, „weil es Auflagen gibt, die vonseiten der BRD gestellt werden, ob man dort wohnen darf“. Das Landratsamt wollte sich nicht zu dem Fall äußern und verwies auf den Datenschutz. Tatsächlich haben die Fürstentum-Bewohner schlicht keinen Bauantrag gestellt, um es als Wohnung zu nutzen. Denn das Schloss, vor der Wende als Kindergarten genutzt, war jahrelang unbewohnt. Offenbar haben die „Germanen“ auch mehrere Angebote der Baubehörde ausgeschlagen, um einen Antrag nachzureichen. Das passt zur Haltung der Germania-Bürger, die autark leben wollen und die Bundesrepublik nicht anerkennen. Für sie gilt noch die Verfassung des Kaiserreichs.

Das „Fürstentum“ ist nach Erkenntnissen des Innenministeriums nicht eindeutig rechts- oder linksextremen Strömungen zuzuordnen. Man könne Kontakte in die entsprechenden Szenen aber „nicht ausschließen“, sagte gestern Innenminister Jörg Schönbohm. Gabriele Schlamann vom Mobilen Beratungsteam gegen Rechts nennt die Schlossbewohner einen „bunten Haufen von Verschwörungstheoretikern, Holocaustleugnern und alternativen Aussteigern“. Der Sektenbeauftragte der evangelischen Kirche sieht Verbindungen in die rechtsextreme Szene. Auf die Räumung wollen die Schlossherren friedlich reagieren, kündigte Sprecher Switer an. „Wir werten das aber als Eingriff in unsere Freiheit.“ Nun suchen die Bewohner nach Alternativen: „Wenn wir es mit der völkerrechtlichen Anerkennung durch andere Staaten nicht in trockenen Tüchern haben, werden wir in Zelten schlafen.“ Allerdings könnten auch dabei die Behörden einschreiten – wenn es zu viele werden auf dem 4000 Quadratmeter großen Gelände.

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