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Brandenburg: Giftanschlag war eine gezielte Tat

Charité-Arzt hatte Flasche namentlich gekennzeichnet. Opfer leidet weiter unter Folgen des Attentats

Auch fast fünf Monate nach dem Giftanschlag auf sein Leben ist der betroffene Charité-Kardiologe Felix M. noch nicht wieder arbeitsfähig. Wie berichtet, war der 36-Jährige am 5. März zusammengebrochen, nachdem er vergiftetes Mineralwasser getrunken hatte. M. arbeitete zu dieser Zeit im biochemischen Labor des zur Charité gehörenden Virchow-Klinikums in Wedding. Der Mediziner sei zwar wieder zu Hause, doch kämpfe er auch dort mit den Folgen des Anschlages, sagt Ulrich Frei, Ärztlicher Direktor der Charité und gleichzeitig der behandelnde Arzt von M. Sein Patient müsse zum Beispiel durch eine Reha-Behandlung lernen, wieder zu gehen, weil das Gift unter anderem das Nervensystem angegriffen habe. Es sei noch völlig unklar, ob der Mediziner Dauerschäden davontragen werde. Mehr will Frei über den Gesundheitszustand von M. nichts sagen, „die Schweigepflicht“.

Über die Motive der Tat kann auch Frei nichts sagen. „Aber dass der Grund ein Konkurrenzkampf unter Kollegen sein soll, ist für mich unvorstellbar.“ Insgesamt arbeiteten in dem Labor zwischen 200 und 300 Mitarbeiter. Zwar herrsche dort durchaus ein Wettbewerb zum Beispiel um Erstveröffentlichungen von Forschungsergebnissen. Aber niemand trachte seinem Kollegen deshalb nach dem Leben. M. habe in der Grundlagenforschung Mechanismen von Herzerkrankungen untersucht.

Die Staatsanwaltschaft konzentriert sich bei ihren Ermittlungen auf das berufliche Umfeld des Assistenzarztes. Dass es sich um einen bewussten Anschlag auf M. handelt, halten die Ermittler für sehr wahrscheinlich. Es sei fast ausgeschlossen, dass die Substanz zufällig in die Mineralwasserflasche geraten sein könnte oder dass M. Opfer einer Verwechslung wurde. Nach Tagesspiegel-Informationen hatte M. die Flasche namentlich gekennzeichnet. Außerdem habe sie auf dem Schreibtisch des Opfers gestanden, sagte Frei. Merkwürdig ist jedoch, dass die vergiftete Mineralwasserflasche auch drei Tage nachdem man M. auf die Intensivstation gebracht hatte, unbeachtet in dem Labor stand. Offenbar hat niemand die Zeit zwischen dem Zusammenbruch des Opfers und dem Beginn der polizeilichen Ermittlungen genutzt, um die Beweise beiseite zu schaffen.

Die Substanz sei ein übliches Hilfsmittel für genetische Analysen und im Laborfachhandel erhältlich, sagte Frei. „Die Chemikalie ist als giftig gekennzeichnet.“ Sie könne tödlich wirken. Das Opfer des Anschlages habe so heftige Symptome gezeigt, dass man von einer hohen Dosis ausgehen müsse, die M. geschluckt habe.

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