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Brandenburg: Grausamer Mord soll schnell geahndet werden

In spätestens drei Monaten beginnt Prozess / Staatsanwaltschaft prüft Schritte gegen Zeugen, die der Misshandlung von Marinus tatenlos zusahen

Potzlow. Die Staatsanwaltschaft Neuruppin arbeitet mit Hochdruck an der Anklage im Mordfall des 17-jährigen Marinus S. aus Potzlow bei Prenzlau. Spätestens in drei Monaten soll der Prozess gegen die drei Tatverdächtigen beginnen, hieß es gestern.

Wie die Obduktion der Leiche ergab, ist der Jugendliche mit einem schweren Stein erschlagen und dann in einer früheren Jauchegrube vergraben worden. „Es muss mehrere Würfe auf den Kopf gegeben haben, die schließlich zum Tode führten“, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Gert Schnittcher. Weitere Einzelheiten zu der Tat am 12. Juli diesen Jahres behielt er aus Rücksicht auf die Angehörigen zurück.

Nach Angaben des Chefanklägers hätten die beiden festgenommenen 17-jährigen Marcel Sch. und Sebastian F. ein Geständnis abgelegt. Sie bleiben bis zum Beginn des Prozesses in Untersuchungshaft. Marco Sch., der dritte Tatverdächtige und Bruder von Marcel, schweigt dagegen bisher zu den Vorwürfen. Er sitzt im Gefängnis eine dreieinhalbjährige Haftstrafe ab, weil er im August einen schwarzafrikanischen Asylbewerber in Prenzlau brutal zusammengeschlagen hatte und schon zuvor bei Prügeleien und Diebstählen auffällig geworden war. Wie berichtet, haben sich Opfer und Täter gut gekannt. Marinus S. besuchte in seinem Heimatort Gerswalde die Förderschule, hielt sich aber in seiner Freizeit oft im wenige Kilometer entfernten Potzlow auf. Meistens legte er die Strecke mit dem Fahrrad zurück und blieb manchmal auch über Nacht im Nachbardorf. So erklärt man sich bisher auch, dass Marinus’ Eltern entgegen ersten Darstellungen die Vermisstenanzeige erst zwei Wochen nach dem 12. Juli aufgaben. „Sein Vater dachte wohl, der Sohn übernachtet irgendwo in Potzlow, und hat sich deshalb keine Gedanken gemacht“, sagte Mike Lemke. Lemke arbeitet für die Speditionsfirma, die in der ehemaligen LPG Fahrzeuge und Gasflaschen abstellt. In der Jauchegrube der Ex-LPG war die Leiche von Marinus verscharrt worden. Die frühere Schweinemastanlage ist ein beliebter Treffpunkt der Jugend aus dem Gegend. Hier tranken sie Bier, rauchten und holten aus der Jauchegrube Würmer für die Angler am Oberuckersee. Zwei Wochen nach Marinus’ Verschwinden suchte die Familie auch in der Ex-LPG, fand aber nichts und ging zur Polizei. Die sei dann mit einem Suchtrupp erschienen.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sind noch nicht abgeschlossen. Befragt werden mögliche Zeugen von Marinus’ Leiden, die in einer Wohnung begonnen hatte. Schon da wurde Marinus S. angegriffen. „Da waren noch mindestens drei bis vier andere Personen dabei", erklärte Oberstaatsanwalt Schnittcher. Ein möglicher Anklagepunkt könne unterlassene Hilfeleistung sein.

Der 17-jährige Marcel Sch. hatte den Ort der vergrabenen Leiche am Wochenende im Jugendclub ausgeplaudert. „Er wollte in die Disko und brauchte 20 Euro“, sagte gestern ein Jugendlicher in Potzlow. Marcel habe gewettet, dass er wisse, wo die Leiche liege. Eine Gruppe sei dann losgezogen, um in der Jauchegrube zu suchen. Als sie einen Schädel fanden, informierte einer die Polizei.

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