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Groß Glienicke: Still ruht nur der See

Eine Bürger-Allianz will im Streit um den Groß Glienicker Uferweg schlichten. Potsdam und die Anrainer sollen wieder verhandeln.

Groß Glienicke - Eine Bürger-Allianz hat im eskalierten Konflikt um den gesperrten Uferweg am Groß Glienicker See an die Potsdamer Stadtspitze und die Anrainer appelliert, wieder miteinander zu verhandeln. Es sollten Kompromisse gefunden werden, eine Konfliktstrategie mit Enteignungen lehne man ab, sagte Moderator Dieter Dargies vom Heimatverein „Groß Glienicker Kreis“. Zur Kundgebung, zu der sechs Groß Glienicker Vereine eingeladen hatten, waren am späten Sonntagnachmittag rund 500 Menschen auf die Badewiese am Seeufer gekommen. Sie forderten die Anrainer auf, den Uferweg im ehemaligen Grenzgebiet wieder zu öffnen. Gleichzeitig kritisierte die Bürger-Allianz die Verhandlungsführung der Stadt als kaum verlässlich und zu langsam. Nachdem es am Ostermontag bei Protesten zu Handgreiflichkeiten gekommen war, blieb es gestern friedlich.

Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) versprach den Groß Glienickern, der Uferweg werde wieder geöffnet. Für die Sperrungen der vier Anrainer gebe es „keine Rechtfertigung.“ Jeder, der ein Grundstück am See gekauft habe, „wusste, worauf er sich einlässt“. Den Begriff „Enteignung“ vermied Jakobs. Wenn Anrainer sich weigerten zu verhandeln, werde die Stadt „den rechtlichen Weg Schritt für Schritt gehen“. Man sei aber zu Kompromissen bereit. Bei der Genehmigung von Stegen und Zäunen müsse allerdings das Naturschutzrecht gewahrt werden.

Unklar ist, wann die am Dienstag vor Ostern an vier Stellen des Uferwegs aufgebauten Sperren beseitigt werden. Die Stadt werde sie wegräumen, wenn die Anrainer der entsprechenden Anordnung nicht nachkämen, versicherte Jakobs. Die Sperr-Anrainer sind offenbar doch nicht juristisch gegen die Anordnungen der Stadt vorgegangen. Laut Jakobs liegen nur Widersprüche gegen die Behörde vor. Diese hätten keine aufschiebende Wirkung.

Der 2,5 Kilometer lange Uferweg verläuft auf dem ehemaligen Postenweg der DDR-Grenzer. Für das Ufer existiert seit 1999 ein gültiger Bebauungsplan, der den Weg vorsieht. Die ehemals zuständige Gemeinde Fahrland hat es jedoch Anfang der 1990er Jahre versäumt, den Weg öffentlich umwidmen zu lassen. Dies will Potsdam nun nachholen, doch zuvor muss sich jeder einzelne der rund 40 Eigentümer damit einverstanden erklären und der Stadt ein Wegerecht einräumen. Darüber wird seit November 2009 verhandelt. Vergangene Woche hat Potsdam an acht Anrainer, mit denen die Verhandlungen offenbar gescheitert sind – darunter auch die Sperrer – Kaufangebote für den Uferstreifen verschickt. Mit den Kaufangeboten hat die Stadt den formell ersten Schritt für mögliche Enteignungen getan.

Jakobs verteidigte die Verhandlungsführung der Stadt: Es sei ein „mühseliger Weg“ mit schwierigen Abwägungen. Der Sprecher der Bürger-Allianz aus Karnevalsclub, Gewerbegemeinschaft, Heimatverein, Anglerverein und zwei Sportclubs, Dieter Dargies, forderte die Stadt auf, einen offiziellen Verhandlungsführer einzusetzen. Noch am Abend wollte sich in Groß Glienicke eine zweite Bürgerinitiative für ein freies Ufer gründen. Die erste unter Führung des Grünen-Stadtverordneten Andreas Menzel ruft für heute um 19 Uhr zur Protest-Montagsdemonstration auf. Sabine Schicketanz

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