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Groß Glienicker See: Vermeidbare Uferkriege

Hauptstadt der umkämpften Ufer: Nach dem Weg am Griebnitzsee ist jetzt auch der ehemalige Kolonnenweg der DDR-Grenzer am Groß Glienicker See gesperrt. Am Dienstag vor Ostern hatten Anrainer Zäune errichtet, mittlerweile sind Hecken gepflanzt, Erdwälle aufgeschüttet, der Asphalt des Mauerwegs herausgerissen.

Wie vor einem Jahr am Griebnitzsee, als dort der Uferweg gesperrt wurde, kochen jetzt in Groß Glienicke die Emotionen hoch. Doch warum wird eigentlich immer in Potsdam um öffentliche Ufer gerungen, so dass manche schon von „Uferkriegen“ sprechen? Die Suche nach Antworten ist auch eine Suche nach Verantwortlichkeiten. Die Ausgangslage in Babelsberg und Groß Glienicke, wo einst die innerdeutsche Grenze verlief, ist ähnlich. Ein Gewässer und ein Uferweg, der seinen Ursprung in der Teilung des Landes hat, dessen heutige Existenz ein begehbares Symbol ist für die Überwindung der Trennung.

In Potsdam aber ist es zweifach nicht gelungen, diese Wege offiziell zu legitimieren. Das hat mit der Nachlässigkeit der Verwaltung zu tun, aber auch mit einer Rechtsauffassung, die vielleicht aus der Nachwendezeit herrührt: Für die Bedeutung des Privateigentums an den Orten, die so lange in der Hand der DDR-Führung waren, hatten die Verantwortlichen keinen Sinn. Jahrelang wurde an beiden Ufern nichts getan, um eine nötige, selbstverständliche und rechtssichere Situation zu schaffen. Für den Griebnitzsee wurde kein Bebauungsplan erarbeitet, in Groß Glienicke wurde er fast zehn Jahre lang nicht umgesetzt. Dass der Wert des Privateigentums an den Ufern von der Stadt Potsdam nicht angemessen eingeschätzt worden ist, bestätigte im Fall Griebnitzsee sogar das Oberverwaltungsgericht. Und ob Griebnitzsee oder Groß Glienicker See, die Klagen der sperrenden Anrainer über eine abgehoben und arrogant agierende Verwaltung gleichen sich. Diese bietet den Anlass, Eigennutz über Allgemeinwohl stellen zu können. Eine Entschuldigung – sofern es überhaupt eine geben kann – für die Sperren ist das nicht.

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