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Brandenburg: Großes Interesse an schwimmenden Häusern

Lausitzer Modellprojekt soll exportiert werden

Senftenberg - Auf Seen schwimmende Häuser könnten zum neuen Brandenburger Exportschlager werden. Nach den beiden ersten Pilotprojekten in der Lausitz wird die dafür notwendige wissenschaftliche und technologische Kompetenz jetzt gebündelt. Eine entsprechende Vereinbarung wurde gestern im Beisein von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) am Gräbendorfer Tagebausee in der Nähe von Senftenberg unterzeichnet. Die Fachhochschule Lausitz und die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau- Verwaltungsgesellschaft (LMBV) wollen gemeinsam mit Architektenbüros und Unternehmen Baukastensysteme für verschiedene Haustypen entwickeln. Sie sollen unter anderem autark von Versorgungssystemen an Land und drehbar in Richtung Sonne gemacht werden. Künftige Abnehmer der Häuser werden in allen Ländern mit Seen erwartet, beispielsweise in Finnland, den Niederlanden und selbst am arabischen Golf auf den dortigen künstlichen Gewässern.

Die Interessenten können sich inzwischen an zwei Referenzbauten von den Vorzügen ins Bild setzen. Bereits im Mai eröffnete am Partwitzer See an der sächsisch-brandenburgischen Landesgrenze ein Ferienhaus. Gestern feierte das Bauteam einer künftigen schwimmenden Tauchschule am Gräbendorfer See zusammen mit Platzeck Richtfest. In den nächsten Wochen wird das zweistöckige Gebäude mit einer 120 Quadratmeter großen Nutzfläche fertiggestellt. Bis zu 150 schwimmende Häuser, die über einen Steg mit dem Ufer verbunden sind, werden in den kommenden Jahren in der Lausitz ins Auge gefasst – zum dauerhaften Wohnen, für den Urlaub oder als Büro.

Die Idee für diese Attraktion hat schon vor einigen Jahren der Chef der internationalen Bau-Ausstellung (IBA), Rolf Kuhn, gehabt . „Wir wollten durch die Flutung der Tagebaugruben keine beliebige Seenkette entstehen lassen“, sagt Kuhn. „Badestrände allein genügen nicht, um Urlauber oder dauerhafte Bewohner anzulocken. Deshalb brauchen wir auch Terrain für Motorboote, Segel-, Tauch- und Surfschulen und eine funktionierende Fahrgastschifffahrt zwischen den einzelnen Seen.“ Der große Vorteil der in den Jahren 2018 bis 2025 auf 14 000 Hektar Fläche anwachsenden Seenkette liegt in ihrer weitgehenden Befreiung von Naturschutzauflagen. Daher sind hier viele Projekte denkbar, die in der Uckermark oder der Prignitz nicht erlaubt wären. Kanäle verbinden künftig mindestens die Hälfte der neuen Seen untereinander.

Wie groß das Interesse an schwimmenden Häusern ist, zeigen die Buchungszahlen für das erste Gebäude auf dem Partwitzer See. Bereits 28 Familien probierten hier das Wohnen und Schlafen auf einem schwankenden Untergrund für einige Tage. Der schönste Raum ist hier das Schlafzimmer, fällt der Blick doch durch ein großes Fenster direkt aufs Wasser.

Ministerpräsident Platzeck zeigte sich am Gräbendorfer See erfreut über die „zur Wirklichkeit gewordenen Visionen“. Hier eröffneten sich völlig neue Möglichkeiten für den Tourismus im südlichen Brandenburg.

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