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Brandenburg: Grünes Licht für Schnellläuferklassen: Koalitionskrach zur Bildungspolitik beigelegt. Abitur nach der 12. Klasse möglich

Der Streit in der Potsdamer Regierungskoalition zur Bildungspolitik ist beigelegt: Trotz harten Widerstandes der SPD führt Brandenburg zum Schuljahr 2001/2002 an ausgewählten Schulen im Land "Schnellläuferklassen" nach Berliner Vorbild ein, in denen Schüler bereits nach der 12. Klasse das Abitur erwerben können.

Der Streit in der Potsdamer Regierungskoalition zur Bildungspolitik ist beigelegt: Trotz harten Widerstandes der SPD führt Brandenburg zum Schuljahr 2001/2002 an ausgewählten Schulen im Land "Schnellläuferklassen" nach Berliner Vorbild ein, in denen Schüler bereits nach der 12. Klasse das Abitur erwerben können. Darauf hat sich am Mittwoch der Koalitionsausschuss in Potsdam verständigt. Damit wird es erstmals in Brandenburg wie in allen anderen deutschen Bundesländern für ausgewählte Schüler die Möglichkeit geben, bereits ab der 4. Klasse ans Gymnasium zu wechseln.

CDU-Landeschef Jörg Schönbohm und SPD-Landeschef Matthias Platzeck betonten gegenüber dem Tagesspiegel, dass die sechsjährige Grundschule dennoch im Land "die Regelschule" bleiben soll. Allerdings soll es in den 5. und 6. Klassen eine Leistungsdifferenzierung geben. Noch am Vortag war die Krisenrunde zur Bildungspolitik von SPD und CDU ergebnislos abgebrochen worden. Auch gestern tagte der Koalitionsausschuss im Bayerischen Haus von Potsdam drei Stunden, ehe Platzeck und Schönbohm das Ergebnis verkündeten: Beide sprachen von einem "vertretbaren Kompromiss" nach "schwierigen Verhandlungen". Platzeck sagte, er rechne mit innerparteilichen Widerständen und einer "großen Bildungsdebatte, die dem Land gut tun wird". Nach der Einigung sollen im Rahmen eines "Modellversuches" insgesamt 46 "Schnellläuferklassen" eingeführt werden, wobei es wegen der größeren Nachfrage in jedem Landkreis des Berliner Umlandes und in der Landeshauptstadt Potsdam drei Klassen geben soll - zwei sind sonst je Gebietskörperschaft vorgesehen. Die Union konnte sich damit nur teilweise durchsetzen: CDU-Fraktionschefin Beate Blechinger hatte bislang "mindestens 50 Schnellläuferklassen" gefordert und auf die bundesdeutsche Normalität verwiesen. "Der Kompromiss ist die absolute Schmerzgrenze. Ich hoffe, dass die SPD diesmal dazu steht", sagte Blechinger.

Die Aufnahmemodalitäten für diese Begabtenklassen soll jetzt Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) erarbeiten. Dieser hatte bereits vor Monaten ein Konzept für die auch im Koalitionsvertrag verankerten Schnellläuferklassen vorgelegt, war damit aber in der SPD-Fraktion abgeblitzt. Steffen Reiche begrüßte die Einigung. Nun könne der Start der Schnellläuferklassen zum Schuljahr 2001/2002 rechtzeitig vorbereitet werden.

Trotz des Kompromisses ist Streit programmiert: Die SPD favorisiert ein eigenes Modell (6 plus 6) mit dem bundesweit Neuland betreten werden soll, indem nach der 6. Klasse eine sechsjährige Abiturausbildung angeschlossen werden soll. Auch diese Variante zum Abitur nach der 12. Klasse soll - allerdings erst ab 2003 - ebenfalls im Rahmen eines Modellversuches in 18 Klassen im Land eingeführt und erprobt werden, so die Einigung. Die geringe Zahl erklärte Blechinger damit, dass dieses Modell "in anderen Bundesländern auf Misstrauen stößt, während Vier plus Acht gängige Praxis ist".

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