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Brandenburg: Härtere Strafen, schärfere Kontrollen

Nach dem Unfall auf der A 9 will Verkehrsminister Stolpe durchgreifen – Verletzte sind außer Lebensgefahr

Nach dem schweren Unfall auf der Autobahn A 9 am Mittwoch hat Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) harte Strafen und stärkere Kontrollen angekündigt. Künftig sollte jeder ein Bußgeld bezahlen, der gegen die Gurtpflicht verstoße, sagte Stolpe am Donnerstag. Auch die Einhaltung von Ruhezeiten durch die Fahrer müsse strenger kontrolliert werden. Das gelte auch für Geräte wie Fahrtenschreiber. „Es muss eine Drohkulisse aufgebaut werden, die den Fahrern zeigt: Überschreitungen der Lenkzeiten, Missachtung der Ruhepausen oder Manipulation der Geräte heißt, der Beruf ist zu Ende“, sagte er. Aber auch die Unternehmer müssten „diesen Druck spüren“.

Am Mittwochmittag war auf der A9 zwischen Brück und Beelitz ein Lkw in einen Reisebus gerast, der an einem Stauende stand. Bremsspuren gab es keine. Der Fahrer des Lastwagens, ein 56-jähriger Mann aus Österreich, wurde in seinem Fahrerhaus zerquetscht. Er war sofort tot. Vier der Insassen des Reisebusses schwebten nach dem Aufprall in Lebensgefahr. „Ihr Zustand ist sehr ernst, aber nicht mehr lebensbedrohlich“, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. 38 weitere Reisende wurden verletzt, zwanzig von ihnen lagen auch am Donnerstag noch in den umliegenden Krankenhäusern in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Berlin. Brandenburgs Sozialminister Günter Baaske (SPD) besuchte die Personen, die ins Bergmann-Klinikum Potsdam eingeliefert worden waren.

Zur genauen Ursache des Unglücks konnte die Polizei am Donnerstag noch nichts sagen. Aufschluss soll der elektronische Fahrtenschreiber des Unfall-Lkws geben. Der aber muss erst aus den Trümmern der Fahrerkabine geborgen und zusammengesetzt werden.

Die Insassen des Reisebusses stammten aus einem vom Deutschen Roten Kreuz betriebenen Seniorenzentrum in Sternberg bei Schwerin. Am 10. Juni waren die Rentner zu einer Urlaubsreise nach Kroatien aufgebrochen. Beim Aufprall des Lastwagens auf den Bus erlitten die meisten Verletzungen an den Füßen, an den Knien und am Knopf. In vielen Fällen hätten Sicherheitsgurte Verletzungen verhindert, aber nicht in alle Fällen. Denn mehrere Sitze waren beim Aufprall ganz aus ihrer Verankerung gerissen worden.

Der Geschäftsführer des Verbandes Spedition und Logistik Berlin-Brandenburg, Gerhard Ostwald, wandte sich am Donnerstag gegen eine pauschale Verurteilung der Bus- und Lkw-Fahrer. Zwar sei der Konkurrenzdruck im Speditionsgewerbe groß, aber keineswegs würden die meisten schweren Unfälle von übermüdeten Fahrern verursacht. Er erinnerte an das Unglück im Juli vergangenen Jahres auf der A24 bei Kremmen, als der Fahrer eines leeren Reisebusses auf das Ende eines Staus geprallt war. „Der Fahrer war gerade in Berlin losgefahren“, sagte Ostwald. In einem Kleinbus starben damals fünf Kinder, eine weitere Autofahrerin wurde durch den Aufprall in ihrem Wagen tödlich verletzt.

Der Speditionsexperte schlägt vor, automatische Abstandsmesser einzubauen, die im Notfall ein Signal aussenden. Dann hätte der Fahrer noch Zeit um zu reagieren, falls er eingeschlafen wäre. In einigen Pkw sind solche Warnsysteme schon üblich.

Als Reaktion auf die Häufung von Unfällen kontrollierte die Polizei gestern am Brandenburger Abschnitt der Autobahn A24 Berlin-Hamburg über mehrere Stunden Busse und Lastwagen auf ihre Verkehrssicherheit. Bei jedem zweiten Fahrzeug wurden zum Teil gravierende Mängel festgestellt.

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