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Brandenburg: Härtere Zeiten für Brandenburgs Schüler

Der Bildungsminister erhöht den Leistungsdruck: Künftig werden regelmäßig landesweite Prüfungen geschrieben

Potsdam. Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) will den Leistungsdruck an Brandenburgs Schulen deutlich erhöhen. Dies sei auch eine Reaktion auf das miserable Abschneiden des Landes bei den Studien Pisa und Iglu, sagte Reiche am Dienstag. Künftig sollen Schüler fast aller Klassenstufen landesweite Tests und Vergleichsarbeiten in Deutsch und Mathe absolvieren. So sollen sie früh auf die bereits zu DDR-Zeiten üblichen zentralen Abschlussprüfungen nach der 10. Klasse und das Zentralabitur vorbereitet werden, die Brandenburg wieder eingeführt hat. „Erst wenn dieses Gesamtsystem funktioniert, kommt man zu guten Ergebnissen“, sagte Reiche. Bei den Tests will Brandenburg unter anderem eng mit Bayern kooperieren.

Laut Reiche soll der Leistungsstand der Brandenburger Schüler kontinuierlich unter die Lupe genommen werden – um den Unterricht rechtzeitig auf Defizite auszurichten.

Schon bei den Erstklässlern wird ab dem Schuljahr 2005/2006 eine so genannte „Lernstandsanalyse“ durchgeführt, um individuelle Lernpläne für jedes Kind entwickeln zu können. In der 2. Klasse soll es dann – nach einer Erprobung in ausgewählten Schulen schon in diesem Jahr – zentrale landesweite Tests im Lesen und Mathematik geben, die gemeinsam mit Berlin, vor allem aber mit Bayern entwickelt werden. Denn, so Reiche, „wir orientieren uns an den Pisa-Gewinnerländern.“

Und so geht es weiter: Auch in den vierten Klassen wird es ab 2005/2006 Tests geben. In den fünften und achten Klassen sind verbindliche Vergleichsarbeiten in Deutsch und Mathe bereits eingeführt, ebenso die Prüfungen nach der 10. Klasse in Deutsch, Mathematik, einer Fremdsprache und einem weiteren Fach. „Das ist ein Prüfungskatalog wie in keinem anderen Land“, so Reiche.

Im vorigen Jahr hatten die ersten landesweiten Mathematik-Leistungstests nach der 10. Klasse nahezu katastrophale Ergebnisse gehabt. Reiche rechnet jedoch nicht damit, dass sich das in diesem Schuljahr wiederholt. „Die Einführung von zentralen Prüfungen hat immer eine Schockwirkung.“ Er setze darauf, dass sich Schüler und Lehrer in diesem Jahr besser vorbereiten.

Zwar betonte der Bildungsminister vorsorglich, dass sich der schärfere Wettbewerb an den Brandenburger Schulen bei der nächsten Pisa-Studie noch nicht auszahlen kann, da diese bereits 2004/2005 veröffentlich wird, wenn auch die Tests erst beginnen. Er sei jedoch überzeugt, dass sich der Erfolg der eingeleiteten Bildungsreform bei der nächsten internationalen Lesestudie Iglu messen lassen werde.

Befremdet äußerte sich Reiche über zunehmende Kritik der CDU an der Bildungspolitik. Die Union sieht darin offenbar eines der Hauptthemen im Landtagswahlkampf. So kritisierte CDU-Landeschef Jörg Schönbohm jüngst die unübersichtliche Zahl von Modellversuchen. Und die CDU-Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche forderte, in Brandenburgs Bildungspolitik die „Reset-Taste“ zu drücken. Er gehe davon aus, dass solche Aussagen auf „Unkenntnis“ zurückzuführen seien, sagte Reiche. Schließlich trage die Bildungsreform maßgeblich auch die Handschrift der CDU. Er könne sich nicht vorstellen, dass die Union ein „zentrales Erfolgsprojekt dieser Koalition“ schlecht rede. Rückendeckung bekam der SPD-Minister am Dienstag von der CDU-Bildungspolitikerin Carola Hartfelder: Nach den Irrwegen der 90er Jahre befinde sich Brandenburg inzwischen auf dem „richtigen Bildungskurs“.

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