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Hobrechtsfelde: Wildpferde statt Rasenmäher

Pilotprojekt: Am nordöstlichen Berliner Stadtrand grasen Wildpferde auf ehemaligen Rieselfeldern. Sie sollen die Landschaft als natürliche Rasenmäher vor dem Zuwachsen mit Bäumen und Sträuchern bewahren.

Hobrechtsfelde – Bei diesem Anblick geraten nicht nur Pferdeliebhaber ins Staunen. Denn die durch Wald und Heide kurz hinter der nordöstlichen Stadtgrenze zu Berlin-Buch friedlich trabenden Vierbeiner passen so gar nicht ins Bild der gängigen Rassen. Es handelt sich um Wildpferde, heißt es auf einer Tafel am Weg. Diese „Koniks“ seien in Osteuropa zu Hause und würden sich durch ihre kleine Körpergröße von 130 bis 145 Zentimetern von anderen Pferden unterscheiden. Auf den ehemaligen Rieselfeldern in Hobrechtsfelde sollen die Ponys in einem Pilotprojekt mit schottischen Hochlandrindern Pflanzen aller Art fressen und so die Landschaft vor dem völligen Zuwachsen mit Bäumen und Sträuchern bewahren.

„Wir sind sehr zufrieden mit der Fresslust unserer natürlichen Rasenmäher“, sagt Claudia Vogel von der Arbeitsgemeinschaft Beweidung, wozu vor allem die Fachhochschule Eberswalde, der Naturschutzbund und die Berliner Forsten als Flächeneigentümer gehören. „Die Tiere kommen völlig ohne zusätzliches Futter und Wasser aus und erhalten von uns höchstens mal einen Salzblock zum Schlecken.“ Man könne auch versuchen, eine Heide maschinell zu erhalten. Aber das sei zu teuer und außerdem würden technische Rasenmäher den Untergrund zu heftig bearbeiten und so viele wertvolle Mikroorganismen und andere Lebewesen vertreiben, meint die Expertin.

Die derzeit auf dem rund 50 Hektar großen und durch einen Elektrozaun gesicherten Areal lebenden vier Stuten, zwei Hengste und drei Fohlen sowie die neun Rinder vertilgen dagegen nur das kräftig wachsende Gras und das Wurzelwerk. Schon jetzt freuen sich Biologen und Spaziergänger über eine vielfältige Vogelwelt, die in einem sonst hier vorherrschenden Kiefernwald undenkbar wäre.

Fachlich wird der Einsatz der Tiere von der thüringischen Agrar GmbH Crawinkel betreut, die einen Tierpfleger nach Hobrechtsfelde abgestellt hat. Er soll für die Bio-Qualität des Fleisches bei einer Verwertung der Pferde und Rinder garantieren. Zwar verzichten die Landwirte hier auf chemische Pflanzenschutzmittel oder künstlich angereichertes Futter. Doch bis Mitte der achtziger Jahre wurden hier und auf anderen Flächen im Berliner Umland Abwässer der Großstädter verrieselt. Als ein großes Klärwerk in Schönerlinde diese Aufgabe übernahm, versprach der Ost-Berliner Magistrat die Anlage eines neuen Erholungswaldes bis zur 750-Jahr-Feier der Stadt 1987. Tatsächlich brachten Jugendbrigaden aus der ganzen DDR tausende Pappeln, Birken, Kiefern und andere Bäume auf die Rieselfelder. Doch nur ein Drittel der Bäume verkraftete die Belastung des Bodens mit Schwermetallen. Der Rest ging ein.

„Auch jetzt ist der Boden noch nicht einwandfrei“, sagt Claudia Vogel. „Doch bei der Untersuchung eines geschlachteten Rindes erwies sich das Muskelfleisch als völlig frei von Schadstoffen. Nur in Innereien gab es Hinweise auf chemische Rückstände.“ Aber die kämen nicht in den Verzehr.

Informationen und Anmeldungen zu Führungen zu den Pferden und Rindern unter der Telefonnummer 0170 53 740 47.

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