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Brandenburg: Hochgerechnet: Jeder Fünfte bekommt eine Fünf

Bildungsminister Reiche über Konsequenzen aus den Mathetests

Potsdam. Brandenburgs Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) hat Konsequenzen aus dem schlechten Abschneiden der Brandenburger Schüler bei den neu eingeführten Matheprüfungen in der 10. Klasse angekündigt. Reiche wies die Kritik an den zentral vorgegebenen Prüfungsaufgaben zurück. „Es wurden die richtigen Standards geprüft. Wir sollten für die schlechten Ergebnisse keine Ausreden erfinden.“ Mit dem Abschneiden – nach ersten Hochrechnungen hat fast jeder fünfte Schüler ein Fünf oder eine Sechs geschrieben – werde das Pisa-Ergebnis des Landes leider bestätigt. Dort gehörte Brandenburg zu den Schlusslichtern in der Bundesrepublik. Einer Abkehr von zentralen landeseinheitlichen Prüfungen nach der 10. Klasse und zum Abitur erteilte der Bildungsminister eine klare Absage. Wie geplant werde 2004/2005 erstmals das Zentralabitur abgenommen. Reiche versicherte, dass es eine gründliche Auswertung der Prüfungen geben werde. Konsequenzen will er bei der Lehrerfortbildung ziehen, aber auch beim Einsatz von Fachberatern.

Außerdem sollen Schulen, die schlecht abschnitten, gezielt unterstützt werden. Eine Ausweitung des Mathematikunterrichts in der Stundentafel hält der Minister hingegen nicht für erforderlich. „Es geht um die Qualität. An der Zahl der Mathestunden liegt es nicht“, so Reiche. Dort schneide Brandenburg im bundesdeutschen Vergleich gut ab. Die jetzigen Probleme bei den Matheprüfungen der Zehntklässler führte Reiche auf Defizite des Bildungssystems Anfang der 90er Jahre zurück, die sich nun auswirkten. Damals seien die Leistungsstandards nicht klar genug vorgegeben worden.

Außerdem habe sich herausgestellt, dass Brandenburgs Lehrer offenbar oft zu gute Noten erteilen. „Die Notengebung in Brandenburg ist im Vergleich zu anderen Bundesländern um eine Note zu gut.“ Das schlechte Abschneiden der Schüler in Mathe hat in den Landtagsparteien eine heftige bildungspolitische Debatte ausgelöst. Die PDS fordert eine Annullierung der Prüfungen, was Reiche zurückweist. „Es können nicht erst alle zentrale Prüfungen fordern und sich dann bei den ersten Problemen gleich in die Büsche schlagen.“ Aber auch beim CDU-Koalitionspartner war das Reiche-Ressort in die Kritik geraten, weil es Schulen, wo mehr als ein Drittel der Schüler eine Fünf oder Sechs geschrieben haben, einen neuen Prüfungsanlauf ermöglicht. Man könne nicht so lange prüfen, bis das Ergebnis stimme, so die CDU-Bildungspolitikern Carola Hartfelder. Dagegen erklärte Reiche, es sei keine Sonderregelung, sondern entspreche der Rechtslage, die auch bei normalen Klassenarbeiten gelte. Wenn überwiegend schlechte Noten erzielt wurden, liege die Vermutung nahe, dass der Stoff nicht ausreichend behandelt wurde.

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