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Hochwasser an der Oder nach Schneeschmelze

© Patrick Pleul/dpa

Hochwasser: Alarmstufe Weiß

Der Schnee taut und lässt in Brandenburg die Flusspegel steigen. An der Elbe wurde die dritthöchste Alarmstufe ausgerufen, auch an der Oder wird ein Anstieg erwartet.

Dresden/Frankfurt (Oder)

- Obwohl der Winter noch nicht so recht weichen will, zeigen die Pegel an Elbe und Oder den Wechsel der Jahreszeit an: Sie steigen und nähern sich teilweise der zweithöchsten Alarmstufe. Tauwetter und Regen in Tschechien und im Erzgebirge haben einen Teil der riesigen Schneemassen abschmelzen lassen. Da seit den katastrophalen Hochwassern 1997 an der Oder und 2002 an der Elbe die Deiche in Brandenburg zu 80 bis 90 Prozent erneuert und verstärkt worden sind, besteht noch keine Überschwemmungsgefahr. Die Spree und die Havel bewegen sich unterhalb der kritischen Werte.

Die derzeit in den Gebirgen gemessenen Schneehöhen sind im Vergleich zu den Vorjahren ungewöhnlich. „152 Zentimeter, minus drei Grad Celsius und dichter Nebel“, lautete die Angabe gestern vom Brocken im Harz. Nur einen Zentimeter weniger Schnee meldete der Fichtelberg im Erzgebirge und selbst in der am Fuße des 1214 Meter hohen Gipfels gelegenen Stadt Oberwiesenthal erreicht die Schneehöhe noch 90 Zentimeter. Auf der Schneekoppe, die zum Einzugsgebiet der Oder gehört, liegen noch 160 Zentimeter der weißen Pracht.

Dabei hat sich in den vergangenen Tagen schon reichlich Schnee in Wasser verwandelt, so dass Elbe und Oder angestiegen sind. In Schöna in der Sächsischen Schweiz wurde bereits die dritthöchste Alarmstufe 2 ausgerufen. Hier zeigte der Pegel am Sonnabend 5,09 Meter und damit 2,34 Meter über dem Normalwert. Dresden meldete 4,69 Meter und 2,37 Meter über normal. Hier wurde für die Nacht zu Sonntag Alarmstufe 2 prognostiziert. Einige Elbwiesen sind bereits überflutet, Straßensperrungen im Stadtzentrum werden nicht ausgeschlossen. Für Panik besteht aber kein Grund: Beim Jahrhunderthochwasser im August 2002 war die Elbe auf heute kaum vorstellbare 9,40 Meter gestiegen. Von Dresden braucht das Elbwasser in den südwestlichen Brandenburger Abschnitt bei Mühlberg zwei Tage, bis nach Wittenberge in der Prignitz fünf bis sieben Tage. Hier zeigte der Pegel gestern 4,68 Meter – 1,20 Meter über dem Normalwert.

An der Oder erwartet das Brandenburger Hochwassermeldezentrum einen „verstärkten Abtauprozess insbesondere im tschechischen Einzugsgebiet“. Offen ist, wie sich der weiteren Anstieg in der oberen Oder auf den Abschnitt beiderseits der deutsch-polnischen Grenze auswirkt. In Frankfurt zeigte das Pegelhäuschen gestern 3,62 Meter – 1,80 Meter über dem langjährigen Mittel.

Steigende Pegelstände und Hochwasser sind im Frühjahr zwar seit Jahrhunderten für die Anrainer normal. Aber seit dem starken Anstieg im April 2006, als die Bundeswehr und tausende Helfer auch in Brandenburg eine Überflutung des Elbe-Vorlandes erst mit großem Einsatz eindämmen konnten, registrierten die Menschen alle Pegelstände sehr aufmerksam. „Inzwischen sind an der Elbe 90 Prozent und an der Oder 80 Prozent der Deiche saniert worden“, sagte Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) in einer Bilanz am Jahresende. „Wir müssen uns jeden Zentimeter weniger Hochwasser teuer erkaufen.“ Damit meinte er auch die Schaffung einer 450 Hektar großen Überflutungsfläche am „Bösen Ort“ bei Wittenberge, wo die Elbe einen starken Knick macht und nun bei Gefahr in ein Gebiet ohne Siedlungen und Landwirtschaft abgeleitet werden kann.

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