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Brandenburg: Hochwasser an Elbe und Oder erwartet

Nach der Schneeschmelze und den starken Niederschlägen steigen jetzt überall im Land die Pegel

Mühlberg/Wittenberge/Ratzdorf - Die Brandenburger Anrainer von Elbe und Oder bereiten sich auf steigende Wasserstände und mögliche Überschwemmungen vor. Nach der Schneeschmelze in den Bergen und starken Niederschlägen stiegen überall im Land die Pegel. So gilt seit gestern für den Raum Mühlberg im Südwesten des Landes die dritthöchste Alarmstufe 2. Ab sofort muss der Zustand der Deiche ständig überwacht werden. Für den anderen Brandenburger Abschnitt der Elbe in der Prignitz im Nordwesten rief das Landesumweltamt die niedrigste Alarmstufe 1 aus. Und auch an der Oder spitzt sich die Lage zu – am heutigen Freitag wird mit dem Überschreiten der Pegel für die erste Alarmstufe gerechnet.

Auf rund 17 Kilometer Länge schlängelt sich die Elbe im Raum Mühlberg auf Brandenburger Gebiet. Davor und dahinter liegen sächsische Ortschaften. Dresden, wo der Pegel der Elbe gestern Nachmittag auf 6,53 Meter stieg und sich damit mehr als vier Meter über dem Normalwert bewegte, ist von Mühlberg rund 70 Kilometer entfernt. Den Höhepunkt des diesjährigen Hochwasserscheitels, das ist der höchste Wasserstand während eines Hochwassers, erwarten die Experten in Dresden am späten Freitagabend. Im August 2002 war in Dresden mit 9,40 Metern der bisher höchste Pegelstand gemessen worden. Weite Flächen der Stadt wurden damals überflutet.

Anders als in der Sächsischen Schweiz sind auf Brandenburger Gebiet bislang keine Evakuierungen angeordnet worden. Allerdings beobachten viele Bürger im rund 4700 Einwohner zählenden Mühlberg mit Sorge das Steigen des Wassers hinter dem nach der letzten Flut vor vier Jahren erneuerten Deich. Innerhalb von fünf Tagen stieg der für die Stadt gültige Pegel in Torgau von drei Meter auf 6,66 Meter an. Das Landesumweltamt erwartet „weiter steigende Wasserstände“ und einen „sehr langen Hochwasserscheitel“. Sogar das Erreichen der Alarmstufe 4 wird nicht ausgeschlossen. Diese höchste Hochwasserwarnmarke wird nur bei größter Gefahr ausgesprochen, denn dann drohen Deichbrüche und dementsprechend große Risiken für die Menschen.

Von Mühlberg bis in den Prignitzer Abschnitt bei Wittenberge braucht das Elbwasser etwa eine Woche. So können sich die Krisenstäbe lange genug auf die mögliche bedrohliche Situation einstellen. Außerdem mündet weit vor der Stadt die Havel in die Elbe. Während des Hochwassers 2002 wurde das Wehr bei Quitzöbel gezogen, so dass sich viele Millionen Kubikmeter Elbwasser in die Havel ergossen. Die dadurch ausgelösten Überschwemmungen führten im Havelland nicht zu größeren Schäden, dafür sank der Pegel der Elbe um bis zu zehn Zentimeter. Das bewahrte die Prignitzer Elbtalaue vor einer Überflutung.

Schneller als erwartet stieg gestern auch die Oder. „Mildes und unbeständiges Wetter mit Niederschlägen von bis zu zehn Millimetern in 24 Stunden verstärken den Abtauprozess in den Bergen“, hieß es vom Hochwassermeldezentrum in Frankfurt (Oder). In Ratzdorf am Zusammenfluss von Oder und Neiße fehlten gestern nur noch 31 Zentimeter bis zum Ausrufen der ersten Hochwasserwarnstufe bei einem Wasserstand von 4,65 Metern.

Aus Tschechien und Polen wurden gestern entlang der Oder und ihrer Nebenflüsse bereits Überschwemmungen gemeldet. Auch die Neiße steigt. Die Oderdeiche auf deutschem Gebiet sind nach dem Hochwasser vom Juli 1997 komplett erneuert worden. Dennoch wiegen sich die Anrainer nicht in Sicherheit. Denn auch in Polen würden die Dämme heute einem Jahrhunderthochwasser widerstehen. Bei der Katastrophe vor neun Jahren gaben die polnischen Deiche dagegen schnell nach, was dort schlimme Folgen hatte. Davon profitierten aber die weiter stromabwärts gelegenen Gebiete, hatte der Fluss doch hier seine ganz große Zerstörungskraft schon verloren.

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